Gas-Vorkommen in NRW: Sollte das Fracking-Verbot geprüft werden?

22.07.2022
Typisches Bild von der Fracking-Förderung

Kurzfassung

In Nordrhein-Westfalen wird gerade zum erneuten Male über das Thema „Fracking“ diskutiert. Denn die seit rund fünf Jahren verbotene Technologie könnte enorme Energiereserven heben und die Abhängigkeit von russischem Gas beträchtlich verringern. Rund 2,3 Billionen Kubikmeter Gas lagern im deutschen Schiefergestein – genug, um den Gasverbrauch über Jahrzehnte zu gewährleisten. Bei den letzten großen Nachforschungen zu Gasvorkommen in NRW vor rund 10 Jahren vermutete  man Felder in der Größe von 2.200 km³. Zum Vergleich: Europas größtes Gasfeld in Groningen (NL) wird auf eine ähnliche Größe geschätzt.

Ex-NRW Wirtschaftsminister spricht sich für das Fracking aus

Der ehemalige Wirtschaftsminister Nordrhein-Westfalens, Andreas Pinkwart (FDP), hat sich Ende Juni in einem Gastbeitrag für das HANDELSBLATT für eine Neubewertung des Fracking-Verbots ausgesprochen: „Fracking, also das Aufbrechen von Gas-Lagerstätten mittels hydraulischer und chemischer Hilfsmittel, ist nach einer von verzerrten Katastrophenszenarien dominierten öffentlichen Debatte faktisch für Deutschland als Möglichkeit beerdigt worden“, konstatiert Pinkwart. Er forderte demgegenüber eine „Prüfung aller denkbarer Optionen zur Minderung der Gas-Importabhängigkeit von Russland“. Fracking könne einerseits der deutschen Wirtschaft helfen, einer drohenden Gasknappheit vorzubeugen. Andererseits werde man bei Ausbleiben der russischen Gaslieferungen wieder mehr auf Kohlekraft setzen müssen – was den deutschen Klimazielen diametral entgegensteht. Durch Fracking könne man der Abhängigkeit von Kohlekraft entgegenwirken, so Pinkwart.

Fracking wird unsere aktuelle Situation keinesfalls lösen“, meint demgegenüber die aus Köln stammende Grünen-Fraktionsvize Julia Verlinden. Auch im Koalitionsvertrag von CDU und Grünen in NRW heißt es: „Die Sicherung der Trinkwasserqualität hat oberste Priorität. Wir werden ihr den Vorrang vor anderen Nutzungen geben. Wir schließen Fracking in Nordrhein-Westfalen aus.“ Weil beim Fracking Chemikalien in teils tief liegende Gesteinsschichten gepumpt werden, könnte das Trinkwasser stark verunreinigt werden, so die Sorge vieler.

Sind diese Sorgen berechtigt? Oder ist es vielmehr an der Zeit, das Fracking-Verbot erneut prüfen zu lassen?

Acht Perspektiven

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„Deutschland hätte eigene Vorräte für 30 Jahre – aber Habeck will sie nicht“

Der Westen, 13.07.2022 - Marcel Görmann

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Die Perspektive in 30 Sekunden

„Deutschland hätte eigene Vorräte für 30 Jahre – aber Habeck will sie nicht“, schimpft der verantwortliche Redakteur im Politikressort bei der NRW-Nachrichtenplattform DER WESTEN, Marcel Görmann. Mithilfe des deutschen Fracking-Erdgases könne man unabhängiger von Putin werden.

Rund 2,3 Billionen Kubikmeter Schiefergas gebe es Schätzungen zufolge in Deutschland. „Trifft das zu, würde das den heimischen Gasbedarf für die nächsten rund 30 Jahre decken – und das Land energiepolitisch für diese Zeit deutlich unabhängiger machen“, stellt Görmann heraus.

Die positiven Folgen des Frackings könne man in den Vereinigten Staaten sehen: Seitdem die USA vor rund 30 Jahren mit dem Fracking begonnen haben, sind sie von einem Gasimporteur zu einem Gasexporteur geworden. So hat sich die Exportmenge von Flüssigerdgas aus den USA seit 2016 mehr als verdreifacht. Die USA hatten vor rund 30 Jahren mit der Forschung zum Thema Fracking begonnen. Seitdem werden in den USA immer mehr Erdgasvorkommen im Schiefergestein des Landes erschlossen. Auf dieser Expertise könnte Deutschland aufbauen.

Anmerkungen der Redaktion

Marcel Görmann, Jahrgang 1984, ist Online-Redakteur bei der NRW-Nachrichtenplattform DER WESTEN. Er arbeitet dort seit August 2020 im Politikressort als Chef vom Dienst. Vor seiner Tätigkeit bei der Nachrichtenplattform DER WESTEN als Teil der FUNKE MEDIENGRUPPE hat Görmann unter anderem bei der bayrischen Abonnement-Zeitung MÜNCHNER MERKUR und der Münchner Boulevardzeitung TZ gearbeitet. Sein Studium der Politikwissenschaft, Soziologie und Pädagogik hat er 2010 an der Universität Erlangen-Nürnberg absolviert.

DER WESTEN ist eine konservativ einzuordnende Nachrichtenplattform der Funke Mediengruppe. Zur Funke Mediengruppe gehört unter anderem auch das REDAKTIONSNETZWERK DEUTSCHLAND. Die Plattform bietet hauptsächlich Berichterstattung über Themen, die NRW – und spezieller das Ruhrgebiet – betreffen. Darüber hinaus veröffentlicht DER WESTEN auch viele boulevardeske Beiträge, die Prominente oder TV-Shows behandeln. Laut Similarweb hatte DER WESTEN im April 2022 rund 16 Millionen Besuche zu verzeichnen. Chefredakteurin des WESTEN ist seit 2022 die Journalistin Bettina Steinke, die zuvor auch stellvertretende Chefredakteurin des Mediums und stellvertretende Nachrichtenchefin der BILD-Zeitung des Axel-Springer-Verlags gewesen ist.

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„Fracking ist nicht umweltgefährdend“

Abendzeitung München, 13.07.2022 - Moh’d Amro, Ralf Müller

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Die Perspektive in 30 Sekunden

„Wenn man diese Technologie richtig plant und einsetzt, dann ist es ausgeschlossen, dass diese Methode umweltgefährdend ist“, versucht der Professor für Geoströmungs-, Förder- und Speichertechnik an der TU Bergakademie Freiberg, Moh’d Amro, die Bedenken der Fracking-Gegner:innen beiseite zu wischen. Im Interview mit ABENDZEITUNG-Redakteur Ralf Müller erklärt Amro: Fracking sei keine umweltgefährdende Technik zur Gasförderung.

Im Gegensatz zur Kernenergie gebe es für das Fracking Richtlinien. Halte man sich an diese Richtlinien, seien Unfälle ausgeschlossen. „Man muss bestimmte Informationen vorher einholen und dann entscheiden, ob man an der betreffenden Stelle fracken darf oder nicht und wie man vorzugehen hat“, erläutert Amro. Konkrete Beispiele für Richtlinien, die bei dieser Entscheidungsfindung helfen sollen, nennt Amro allerdings nicht.

Das schlechte Image des Frackings komme aus den USA. Dort habe man sich eben nicht an die Richtlinien und Vorgaben gehalten. Das sei in Deutschland gar nicht möglich – denn hier herrschen andere Sicherheitsvorkehrungen, erklärt der Geologie-Professor. Beispielsweise überprüfen die Landesbergämter bei einer geplanten Fracking-Maßnahme, ob eine solche ohne Folgen für Tiere, Pflanzen oder Grundwasser möglich wäre. Amro spricht sich daher dafür aus, die Gasvorkommen in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Bayern zu nutzen.

Anmerkungen der Redaktion

Moh'd Amro ist Professor für Geoströmungs-, Förder- und Speichertechnik an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg. Zudem ist er Direktor des Institutes für Bohrtechnik und Fluidbergbau an der Universität. Er hat an der TU Clausthal Tiefbohrtechnik, Erdöl und Erdgasgewinnung studiert und dort auch promoviert. Nach einer Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter ist er als Bohringenieur nach Katar gewechselt. Von dort ging es nach Saudi-Arabien, wo er eine Professur an der King Saud University innehatte. 2009 wechselte er an die TU Bergakademie Freiberg. Neben seinem Lehrauftrag an der Universität hält Amro mehrere öffentliche Vorträge, in denen er auf die Vorzüge des Frackings verweist.

Ralf Müller ist Landtagskorrespondent der ABENDZEITUNG aus München. Als solcher berichtet und kommentiert er häufig über die Geschehnisse in der bayerischen Landeshauptstadt. Zusätzlich führt Müller des Öfteren Interviews zu politisch relevanten Themen.

Die ABENDZEITUNG ist eine Münchner Boulevardzeitung. 1948 wurde sie von Werner Friedmann, einem der Lizenzhalter der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, gegründet, bis 2014 blieb die Zeitung in Familienhänden. Nach einem Insolvenzantrag wurde sie von Martin Balle, dem von MEEDIA als konservativ verorteten Verleger des STRAUBINGER TAGBLATTS, gekauft und mit verkleinerter Redaktion fortgeführt. Die verkaufte Auflage der Abendzeitung beträgt 37.126 Exemplare (1/2022).

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„Fracking von Gas in Deutschland als Alternative?“

Deutsche Welle, 22.06.2022 - Klaus Ulrich, Christoph Hilgers

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Die Perspektive in 30 Sekunden

„In den letzten 20 Jahren wurde weltweit hunderttausendfach gefrackt“, stellt der Geologie-Professor Christoph Hilgers vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) klar. „Die Technologie wird erfolgreich in anderen Ländern genutzt und würde bei uns auch von den Behörden streng überwacht und kontrolliert“, erklärt Hilgers im Interview mit Klaus Ulrich von der DEUTSCHEN WELLE.

Im Übrigen wolle Deutschland zur Bekämpfung der Gasknappheit Flüssiggas aus den USA importieren. Dieses Gas werde mit ebenjener Fracking-Methode gefördert, die Deutschland im eigenen Land verbietet. Dabei wenden die USA die Technologie seit Jahrzehnten gewinnbringend an. Noch vor den 2000er Jahren seien die USA selbst ein Gasimportland, ähnlich wie Deutschland, gewesen. Mithilfe neuer Technologien haben die USA im Jahr 2021 dann rund 95 Milliarden Kubikmeter Flüssiggas exportiert. Damit sind die USA zum zweitwichtigsten Flüssiggasexporteur der Welt aufgestiegen – nach Katar.

„[W]enn man das richtig macht, dann geht das Risiko auch gegen Null. So ist in Deutschland auch nie etwas beim Fracking passiert“, erinnert sich Hilgers. Vor dem Fracking-Verbot sei auch in Deutschland rund 300-mal gefrackt worden. Und zur Gewinnung von Geothermie sei Fracking immer noch erlaubt. Hier werde statt Erdgas warmes Salzwasser aus dem Boden gefördert – Bohrungstiefe und eingesetzte Chemikalien seien aber oft ähnlich. Fracking zur Förderung von Erdgas sollte daher auch wieder erlaubt werden, fordert Hilgers.

Anmerkungen der Redaktion

Prof. Dr. Christoph Hilgers ist Professor für Strukturgeologie sowie wissenschaftlicher Sprecher des Zentrums Klima & Umwelt am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Außerdem ist er stellvertretender Vorsitzender des Berufsverbands Deutscher Geowissenschaftler BDG. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit Energiesystemen, Rohstoffeffizienz, Vorhersage von Reservoir-Qualitäten, transnationale Hochschulbildung sowie Prozess- und strategischen Analysen. Vor seiner Berufung an das KIT war er zunächst als wissenschaftlicher Assistent und später als Professor für Reservoir-Petrologie an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule tätig. Hilgers hat Geologie an der RWTH Aachen und Angewandte Strukturgeologie und Gesteinsmechanik an der Royal School of Mines, Imperial College London studiert. Er ist Mitglied verschiedener Initiativen, unter anderem bei dem Thinktank Industrielle Ressourcenstrategien, RohstoffWissen e.V., dem Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler BDG, der Fachsektion Energie & Rohstoffe FUTURE der DGGV e.V. und der Deutschen Wissenschaftlichen Gesellschaft für nachhaltige Energieträger, Mobilität und Kohlenstoffkreisläufe DGMK e.V..

Klaus Ulrich ist Wirtschaftsredakteur und Moderator bei der DEUTSCHEN WELLE. Dort wirkt er unter anderem bei dem Wirtschaftspodcast „Menschen und Märkte“ mit.

Die DEUTSCHE WELLE ist der Auslandsrundfunk der Bundesrepublik Deutschland. Er wird aus Bundesmitteln finanziert und ist Mitglied der ARD. Die DEUTSCHE WELLE produziert Online-, Fernseh- und Radiobeiträge und sendet in rund 30 Sprachen. Damit ist sie einer der Träger der auswärtigen Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Die Inhalte der Programme haben einen Schwerpunkt auf Nachrichten, Dokumentationen und Kulturberichterstattung. Die DEUTSCHE WELLE sorgte im Frühjahr 2020 für Schlagzeilen, nachdem die TAGESZEITUNG (TAZ) einige Schilderungen von Mitarbeiter:innen veröffentlicht hat. Sie berichteten von einem schlechten Arbeitsklima, von Rassismus, Mobbing und systematischer Unterdrückung von Kritik.

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„Warum Fracking in Deutschland keine Option ist“

Die Zeit, 06.05.2022 - Malte Heynen

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Die Perspektive in 30 Sekunden

Vor allem aus Umweltgesichtspunkten sei Fracking keine Option für Deutschland, findet der freie Journalist Malte Heynen in der ZEIT. Denn viele Folgen der Technik für die Umwelt seien noch unklar: „Unklar ist beispielsweise, ob die Chemikalien in der Frackingflüssigkeit über Lecks ins Trinkwasser gelangen können oder ob sie in der Tiefe mit natürlich vorkommenden Stoffen reagieren und dann neue bedenkliche Verbindungen entstehen können. Außerdem ist offen, was eigentlich mit der Flüssigkeit passiert, die wieder nach oben gefördert wird, wie dieses Abwasser gereinigt oder gelagert werden soll.“

Zusätzlich benötige Fracking große Mengen an Wasser – stehe also in Konkurrenz mit Landwirt:innen und Anwohner:innen, die auch Wasser benötigen. Konkrete Zahlen nennt Heynen allerdings nicht. Zusätzlich könne es durch den Druck, der durch das Fracking auf das Gestein ausgeübt wird, zu kleineren Erdbeben kommen. „Deshalb hat etwa Großbritannien Fracking vor drei Jahren gestoppt“, gibt Heynen zu bedenken.

Und nicht nur für die direkte Umwelt, auch für das Klima sei Fracking schädlich. Die reine Verbrennung von Erdgas sei zwar weniger klimaschädlich als die Verbrennung von Kohle. „Beim Erdgas gibt es aber ein großes Problem: Lecks, aus denen das Gas unverbrannt entweicht“, stellt Heynen klar. Diese Lecks entstehen beim Fördern von Gas sowie an den Verarbeitungsanlagen. Das Problem: Erdgas bestehe zum Großteil aus Methan, das um ein Vielfaches schädlicher sei als CO₂. Die Lecks, die beim Fracking entstehen, können Gas zu einem noch schädlicheren Brennstoff als Kohle werden lassen. Grund genug, in Deutschland nicht auch noch mit dem Fracking anzufangen, ist Heynen überzeugt.

Anmerkungen der Redaktion

Malte Heynen ist als freiberuflicher Redakteur für verschiedene Zeitungen und Radio- sowie Fernsehsender tätig. Außerdem arbeitet er als Trainer für Journalist:innen. Zuvor war er unter anderem fünf Jahre lang als Chefreporter für die Sendung „Galileo“ tätig. Sein aktueller Schwerpunkt als Journalist ist, komplexe wirtschaftliche Skandale zu recherchieren und allgemein-verständlich zu erklären. Heynen hat die Deutsche Journalistenschule absolviert. 2021 hat er eine Verfassungsbeschwerde gegen Nord Stream 2 eingereicht.

DIE ZEIT ist die größte deutsche Wochenzeitung und hat ihren Sitz in Hamburg. DIE ZEIT erscheint seit 1946 und wurde von ihren ersten beiden Chefredakteuren Ernst Samhaber und Richard Küngel zunächst als rechts-konservatives Blatt ausgelegt. Erst in den 1960er Jahren wurde die Wochenzeitung durch Marion Gräfin Dönhoff und den langjährigen Chefredakteur Theo Sommer als liberales Medium ausgerichtet. Dönhoff prägte DIE ZEIT bis 2002 und hat sie von 1968 bis 1972 herausgegeben, ab 1983 gemeinsam mit Altkanzler Helmut Schmidt (SPD). In gesellschaftspolitischen Fragen gilt DIE ZEIT als grundsätzlich (links-)liberal, hat allerdings auch viele Gastbeiträge aus dem gesamten Meinungsspektrum oder stellt Beiträge mit gegensätzlichen Meinungen gegenüber. Der NDR urteilt, DIE ZEIT gelte als „Blatt der Akademiker und Intellektuellen“ — und sei damit durchaus erfolgreich. Tatsächlich gehört DIE ZEIT zu den wenigen deutschsprachigen Printmedien, die seit der Digitalisierung an Auflage gewonnen haben. Zuletzt lag diese bei knapp 611.000 Exemplaren (1. Quartal 2022).

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„Wie einem Raucher vorzuschlagen, Zigarren statt Zigaretten zu rauchen“

Welt, 20.06.2022 - Gerald Neubauer, Christina Lewinsky

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„In dieser Situation Fracking als Alternative zu russischem Gas vorzuschlagen ist so, wie wenn man einem Raucher vorschlägt, Zigarren statt Zigaretten zu rauchen“, kritisiert der Greenpeace Energieexperte Gerald Neubauer die Fracking-Bemühungen in Zeiten des Klimawandels.

Im Interview mit Christina Lewinsky von der WELT fordert Neubauer daher: Anstatt über Fracking zu sprechen, solle man lieber über Energiesparen und einen Fahrplan für den Gasausstieg sprechen. Der Weltklimarat habe in einer Stellungnahme am 4. April 2022 klipp und klar gesagt, dass keine neuen Öl-, Kohle- oder Gasvorkommen mehr erschlossen werden dürfen – ansonsten seien die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht mehr erreichbar. Fracking sei eine Risikotechnologie und heize die Klimakrise weiter an – die mit Dürreperioden in Italien und Waldbränden in Brandenburg schon ihre Auswirkungen zeige.

Die bessere Lösung sei es, auf Energiesparen zu setzen. Das meiste Gas werde im Bereich Wärme eingesetzt: sowohl in Wohnungen als auch in der Industrie. „Da müssen wir umsteigen auf Wärmepumpen, auf Solarthermie und auf einen effizienteren Einsatz von Energie“, so der Greenpeace-Energieexperte. Energiesparen könne zudem schneller umgesetzt werden, als neue Fracking-Bohrungen durchzuführen. Beispielsweise könne man durch den verpflichtenden Einbau von Thermostaten in Wohnungen bereits 10 Prozent an Energie einsparen.

Anmerkungen der Redaktion

Gerald Neubauer ist Umweltschützer und Politikwissenschaftler. Er ist Experte für Kohleenergie und Klimaschutz bei Greenpeace in Deutschland. Neubauer engagiert sich seit 30 Jahren in der Umweltbewegung.

Christina Lewinsky ist seit 2016 Reporterin bei der WELT. Seit März 2022 ist sie dort zudem Hauptstadt-Korrespondentin. Sie hat ihre Karriere mit einem Volontariat bei der Münchner Tageszeitung TZ begonnen und wurde danach Volontärin in der Politikredaktion von N24 BERLIN. Danach war sie als Redakteurin bei SAT1 BAYERN tätig. Sie hat Amerikanistik, Politik sowie Jura studiert und währenddessen mehrere Auslandspraktika in Argentinien und Chile absolviert.

DIE WELT ist eine überregionale Tageszeitung mit Sitz in Berlin, die zum Axel Springer Konzern gehört. Sie wurde 1946 gegründet und erschien zuletzt in einer verkauften Auflage von etwas mehr als 86.000 Exemplaren (1/2022). Anfang 2010 lag diese noch bei über 250.000. Chefredakteurin der WELT ist seit dem 1. Januar 2022 Jennifer Wilton. EUROTOPICS bezeichnet die WELT als konservativ. In ökonomischen Fragen positioniert sich die Zeitung meist wirtschaftsliberal. Das Goethe-Institut urteilt, die WELT ziele in ihrer Printausgabe auf „mittelständische Unternehmer und Selbstständige, die konservative Werte schätzen“. WELT-Autor:innen bekennen sich zu den Leitlinien des Axel-Springer-Verlages, die unter anderem ein Eintreten für „die freie und soziale Marktwirtschaft“ sowie Solidarität mit den USA und Israel fordern.

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„Mit Atomkraft und Fracking raus aus der Energiekrise? Dämliche und wenig nachhaltige Idee“

Watson, 12.07.2022 - Rebecca Sawicki

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„Das Klima wird uns auch noch um die Ohren fliegen, wenn Krieg, Corona und die Inflation irgendwann vorbei sind. Nachhaltige und weitsichtige Lösungen können also nur erneuerbare Energien sein“, meint WATSON-Politikredakteurin Rebecca Sawicki. Daher sollte man jetzt nicht auf kurzsichtige Lösungen wie das Fracking setzen.

Denn selbst kurzfristig werde Fracking nicht viel weiterhelfen: Bis das erste Gas gefördert werden könne, würden Jahre vergehen. „Zu lange für eine akute Energiekrise. Zu lange dafür, dass Gas nur eine Brückentechnologie sein soll“, kritisiert Sawicki. Die einzige Lösung sei der schnelle Ausbau der erneuerbaren Energien sowie ein vorübergehender Verzicht auf Energie im nächsten Winter.

Ähnlich sei es mit der Atomkraft, bei der erst neue Brennstäbe bestellt und Wartungsarbeiten durchgeführt werden müssten. Daher müssten diese Technologien noch weiter in die Zukunft betrieben werden, anders als die Kohlekraft. Denn diese könne man bei nachlassendem Bedarf auch relativ schnell wieder abschalten. Einem Ausbau der erneuerbaren Energien stünden Fracking und Atomkraft damit sogar stärker entgegen als Kohlekraft.

Anmerkungen der Redaktion

Rebecca Angela Sawicki ist eine deutsche Journalistin. Die studierte Politik- und Medienwissenschaftlerin ist derzeit als Politikredakteurin bei WATSON.DE tätig. Davor war sie Redaktionsvolontärin bei der Bremer Tageszeitung WESER KURIER und hat als Werkstudentin in der Onlineredaktion bei der FREIEN PRESSE gearbeitet.

WATSON ist ein Schweizer Nachrichtenportal, das junge Menschen erreichen will, „die mit Smartphones statt Zeitungen aufgewachsen sind.“ Der Fokus liegt dabei auf Nachrichten, Unterhaltung und Debatten. In der politischen bzw. gesellschaftspolitischen Berichterstattung nehmen die Autor:innen von WATSON oft linksliberale Positionen ein. Das Portal hat eine klare Haltung gegen die europäische Flüchtlingspolitik, engagiert sich gegen die AfD und verwendet gendergerechte Sprache. Die Schweizer Ausgabe des Portals (WATSON.CH) existiert bereits seit 2014 und gehört dem Zürcher Medienunternehmen FixxPunkt AG. Die deutsche Lizenzausgabe von WATSON erscheint seit 2018 und über Ströer Media, die unter anderem auch T-ONLINE.DE und GIGA.DE herausgibt.

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„Die Bedeutung von Gas für die deutsche Energieversorgung“

Deutschlandfunk, 24.03.2022 - Ann-Kathrin Büüsker

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Nicht nur für die Wärmeversorgung sei Gas in Deutschland wichtig, erläutert Radiojournalistin Ann-Kathrin Büüsker im DEUTSCHLANDFUNK. Fast die Hälfte aller deutschen Wohnungen werde beispielsweise mit Erdgas beheizt. Auch für die Stromversorgung spiele Gas eine Rolle: „14,5 Prozent der deutschen Stromerzeugung entstanden 2021 durch den Einsatz von Erdgas. Zukünftig soll es eine besondere Schlüsselrolle einnehmen: als Reservekapazität.“

Solche Reserven brauche es, da Wind und Sonne nicht immer verfügbar seien. Auf Wind und Sonne bauten die erneuerbaren Energieträger aber nun einmal auf. „Es braucht daher Reservekapazitäten, die man kurzfristig hochfahren kann, wenn man sie braucht. Dafür sollen auch neue Gaskraftwerke zugebaut werden, darauf haben sich die Ampelparteien im Koalitionsvertrag verständigt“, erläutert Büüsker.

Ein anderer möglicher Reserveträger sei die Kohlekraft. Deutschland habe noch unerschlossene Braunkohleressourcen, die aufgrund des gesetzlichen Kohleausstiegs nicht genutzt worden seien. Allerdings sei Kohlekraft umweltschädlich. Eine andere Speichertechnologie könne daher langfristig Wasserstoff sein. „Entscheidend für den Weg zur Klimaneutralität ist hierbei sogenannter grüner Wasserstoff, der mittels Elektrolyse mit erneuerbarem Strom hergestellt wird“, so Büüsker. Wenn erneuerbare Technologien einen Überschuss an Energie herstellen, könne damit Wasserstoff produziert werden. Dieser könne wiederum zur Energiegewinnung genutzt werden, sobald die erneuerbaren Technologien zu wenig produzierten.

Anmerkungen der Redaktion

Ann-Kathrin Büüsker ist Radiojournalistin und Moderatorin beim DEUTSCHLANDFUNK. Die studierte Historikerin hat bei dem Sender ihr Volontariat absolviert und moderiert dort unter anderem den Nachrichtenpodcast „Der Tag“. Von 2012 bis 2014 hat sie den Lokalsender OLDENBURG EINS moderiert. Thematisch beschäftigt sie sich mit Außen- und Sicherheitspolitik, Feminismus, Gesellschaftspolitik und digitalen Entwicklungen. Im Jahr 2014 gewann Büüsker den niedersächsischen Medienpreis in der Kategorie Information.

Der DEUTSCHLANDFUNK ist 1962 als Teil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gegründet worden. Er ist eines der drei bundesweiten Hörfunkprogramme des DEUTSCHLANDRADIOS und hat einen Wortanteil von 80 Prozent. Das Programm beschäftigt sich besonders tagsüber mit tagesaktuellen Geschehnissen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. In den Abendstunden liegt der programmatische Schwerpunkt auf Kulturthemen wie Musik, Hörspielen, Lesungen und entsprechenden Berichten. Der DEUTSCHLANDFUNK sendet klassisch linear, jedoch betreibt er auch eine umfangreiche Audiothek und diverse Podcasts, wo Inhalte auch nicht-linear konsumiert werden können. Laut der Mediaanalyse „ma Audio 2021“ hat der DEUTSCHLANDFUNK im Jahr 2020 täglich rund 2,2 Millionen Zuhörer:innen erreicht.

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„What went wrong? Fracking in Eastern Europe“

Discover Energy, 16.08.2021 - Andreea Maierean

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Die Perspektive in 30 Sekunden

„Vor einigen Jahren schien Osteuropa die Region zu sein, die in Europa die besten Chancen hatte, die in den Vereinigten Staaten gewonnenen Erkenntnisse in Bezug auf die Nutzung von Fracking-Ressourcen umzusetzen“, erinnert sich Politikprofessorin Andreea Maierean in der Fachzeitschrift DISCOVER ENERGY. 2021 haben jedoch alle größeren Energieunternehmen in Osteuropa alle Fracking-Bemühungen aufgegeben. In ihrem Beitrag für die DISCOVER ENERGY untersucht Maierean mithilfe von Fachliteratur, Sekundärdatenanalysen sowie Nachrichtenartikeln, wieso Fracking in Osteuropa gescheitert ist.

Ein Grund liege in den härteren Gesetzen der Europäischen Union. Im Gegensatz zu Amerika betreibe die EU eine „Nulltoleranzpolitik“, wenn es um gefährliche chemische Substanzen gehe, wie sie beispielsweise beim Fracking angewandt werden. Viele Substanzen seien in der EU verboten, in den USA allerdings nicht. Ferner habe es in Osteuropa im Gegensatz zu den USA nicht genügend Know-how und Produktionsstätten gegeben, um genug Profit durch Fracking zu erwirtschaften. Daher haben viele Firmen ihre Bemühungen schnell eingestellt, so Maierean.

Ein weiterer Grund sei in den Strompreisen zu finden. So koste Wind- und Solarenergie mittlerweile rund 450 Prozent weniger als noch 2010. „Der unerwartete Preisverfall bei Solar- und Windenergie hat diese Energien äußerst wettbewerbsfähig gemacht und die Regierungen dazu gebracht, ihre Energiepolitik zum Nachteil von Schiefergas zu überdenken“, erklärt Maierean. Diese Entwicklungen zusammen mit einem erhöhten Bewusstsein für Umweltschäden in der EU haben die osteuropäischen Länder dazu veranlasst, auf Fracking mittlerweile zu verzichten, fasst die Wissenschaftlerin zusammen.

Anmerkungen der Redaktion

Andreea Maierean ist Politikprofessorin sowie Direktorin für Auslandsstudien an der privaten amerikanischen Wilkes University in Pennsylvania. Maierean hat in Bukarest sowie in Triest in Norditalien Politikwissenschaft im Bachelor studiert. Ihren Master absolvierte sie an der Central European University, einer Privatuniversität in New York, bevor sie in Boston promoviert hat. Dort ist sie später zunächst als Lehrassistentin, später als Dozentin angestellt gewesen, bevor sie 2014 als Professorin an die Wilkes University gewechselt ist.

DISCOVER ENERGY ist eine wissenschaftliche Fachzeitschrift des Wissenschaftsverlags Springer – nicht zu verwechseln mit dem Axel-Springer-Verlag, der die BILD-Zeitung herausgibt. DISCOVER ENERGY ist Teil der DISCOVER-Reihe des Springer-Verlags, die Fachartikel von Wissenschaftler:innen zu prominenten Themen öffentlich zugänglich machen soll. Artikel in DISCOVER ENERGY richten sich daher an Wissenschaftler:innen wie auch interessierte Laien. Editor-in-Chief ist der Distinguished Professor für Ingenieurwissenschaften und Lehrstuhlinhaber für Maschinenbau sowie Luft- und Raumfahrttechnik in San Diego, George Tynan. Bei DISCOVER ENERGY werden Artikel zur Energie- und Brennstoffforschung aus Physik, Chemie, Umwelt- und Politikwissenschaften publiziert. Das Journal existiert seit 2021.