Innere Sicherheit: Braucht es mehr Videoüberwachung in NRW?

27.05.2022 - Themenbereiche: Gesellschaft, Nordrhein-Westfalen, Politik
Vier Überwachungskameras vor blauem Himmel

(Originalfoto: https://pixabay.com/de/photos/%c3%bcberwachungskamera-mast-3137102/ / Pixabay Lizenz)

Kurzfassung

Ob die Schießerei zwischen Rockern und Clan-Mitgliedern in Duisburg, der vereitelte Bombenanschlag auf ein Gymnasium in Essen oder die Messerattacke auf Zugreisende in Aachen: Rund um die NRW-Landtagswahl rufen Zwischenfälle wie diese landesweit Zweifel an der Inneren Sicherheit auf den Plan. Auch in den Sondierungsgesprächen zwischen den „Wahlgewinnern“ CDU und Grünen dürfte es bei dem Thema knistern.

Während NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sich in der vergangenen Legislaturperiode mit der Rückendeckung seiner Partei etwa für eine flächendeckende Videoüberwachung im öffentlichen Raum starkmachte, können die Grünen seinem Instrumentenkasten zur Herstellung der Inneren Sicherheit auf nordrhein-westfälischen Straßen wenig abgewinnen: Nach der Devise „Deeskalation statt Aufrüstung“ plädieren sie vor allem für eine „gut ausgebildete, bürger*innennahe und um Vertrauen bemühte Polizei“.

„Wenn ich all diese Punkte in den Programmen lese, mache ich mir Sorgen um die Innere Sicherheit in diesem Bundesland“

Doch das Vertrauen in die Ordnungsmacht scheint zu bröckeln: Im „NRW-Check“, einer Forsa-Umfrage im Auftrag der nordrhein-westfälischen Tageszeitungen, gaben 48 Prozent der Befragten vor der Landtagswahl an, dass sie sich heute im Vergleich zu früher weniger sicher fühlen. Gleichzeitig unterstützt eine Mehrheit von 57 Prozent eine konsequentere Videoüberwachung in NRW. Auf diversen öffentlichen Plätzen wird diese derzeit etwa in Großstädten wie Aachen, Bonn, Duisburg, Düsseldorf, Dortmund, Köln oder Mönchengladbach eingesetzt. Die Grünen sehen darin allerdings einen „Angriff auf die freiheitliche Gesellschaft“ – eine Position, mit der sie im Wahlkampf auch die Kritik von „Null-Toleranz-Minister“ Reul auf sich zogen: „Wenn ich all diese Punkte in den Programmen lese, mache ich mir Sorgen um die Innere Sicherheit in diesem Bundesland“, gab dieser im April auf einem Wahlkampftermin zu bedenken.

Sollte die nordrhein-westfälische Polizei in der kommenden Legislaturperiode also weitere Kompetenzen erhalten, um Kriminellen das Handwerk zu legen? Braucht es mehr Videoüberwachung in NRW?

Acht Perspektiven

Logo Verwaltung der Zukunft

„Ewiger Zankapfel: Videoüberwachung!“

Verwaltung der Zukunft, 25.07.2021 - Wolfgang Bosbach

Zum Originalartikel

Die Perspektive in 30 Sekunden

Der aus Bergisch Gladbach stammende ehemalige CDU-Politiker und Rechtsanwalt Wolfgang Bosbach ist überzeugt, dass der Einsatz von Videotechnik die Kriminalitätsfurcht in der Bevölkerung deutlich mindern kann. „Nicht unterschätzen sollte man (…) neben den nüchternen Zahlen, die eine Veränderung des Kriminalitätsgeschehens dokumentieren, den Zuwachs am Sicherheitsempfinden der Bevölkerung“, hebt Bosbach in seiner Kolumne für das Fachportal VERWALTUNG DER ZUKUNFT (VDZ) hervor.

Um Menschen mancherorts ihre Angst vor kriminellen Übergriffen zu nehmen, müsse der Staat Instrumente anbieten, um diesen Sorgen zu begegnen: „Wenn bestimmte Straßen oder Plätze bewußt [sic!] gemieden werden, weil die rechtstreue Bevölkerung befürchtet, dort Opfer von Kriminalität zu werden, dann wird das Vertrauen in den Staat geschwächt“, warnt er. Zwar könne auch die modernste Technik die klassische Polizeiarbeit nicht ersetzen. Doch in Studien zeichne sich ab, dass die Diebstahls- oder Körperverletzungsdelikte in überwachten Bereichen spürbar zurückgehen. „Unter dem Strich läßt [sic!] sich (…) feststellen, dass in bestimmten Deliktsbereichen ein signifikanter Zuwachs an Sicherheit erreicht werden kann.“

In der grundsätzlichen Kritik einiger Deutscher erkennt Bosbach eine gewisse Doppelmoral: Denn in Warenhäusern, Tiefgaragen, Flughäfen oder Fußballstadien gebe es über die dort installierten Kameras selten Beschwerden. Ganz anders sei es dagegen, wenn Videokameras auf Plätzen oder an Straßen installiert werden sollen – „dann wird der Staat blitzschnell als übergriffig kritisiert, Gerichte werden bemüht und natürlich darf auch der Hinweis auf den angeblich kurz vor der Einführung stehenden ‚Überwachungsstaat‘ nicht fehlen“, überspitzt Bosbach.

Anmerkungen der Redaktion

Wolfgang Bosbach ist ein ehemaliger CDU-Politiker und Rechtsanwalt. 2021 kündigte Bosbach an, keinen Wahlkampf mehr für die CDU bestreiten zu wollen: Grund dafür war laut Bosbach die heftige innerparteiliche Kritik an ihm, da er einen Wahlkampfauftritt mit dem umstrittenen ehemaligen Verfassungschef Hans-Georg Maaßen (CDU) veranstaltet hatte. Von 2000 bis 2009 war er stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion der Union und von 2009 bis 2015 Vorsitzender des Innenausschusses des Deutschen Bundestages. Bosbach ist ein viel gesehener Gast in politischen Talkshows, in denen er oft Meinungen vertrat, die im Gegensatz zur CDU-geführten Bundesregierung standen. Er ist Mitglied im Berliner Kreis, einem Zusammenschluss von Abgeordneten der Union aus dem Bundestag und den Länderparlamenten, die wertkonservative, marktliberale Standpunkte und die Abkehr vom Klimaschutz vertreten. Bosbach ist außerdem regelmäßiger Kolumnist bei der BILD-Zeitung und der VERWALTUNG DER ZUKUNFT.

VERWALTUNG DER ZUKUNFT ist ein Online-Fachportal für digitale Themen in Staat und Verwaltung. Herausgegeben wird das Portal von der „Wegweiser Media & Conferences GmbH“, die ein Teil der Wegweiser Unternehmensgruppe ist. Die Wegweiser Unternehmensgruppe wurde ursprünglich dazu gegründet, um Unternehmen aus den neuen Bundesländern dabei zu helfen, Kund:innen und Partner:innen im In- und Ausland zu finden. Mittlerweile ist die Wegweiser Unternehmensgruppe ein Dienstleistungsunternehmen, das beispielsweise Kongresse zum Thema Staat und Verwaltung veranstaltet, Zeitschriften herausgibt und Studien zum Thema Staat und Verwaltung durchführt. Auf VERWALTUNG DER ZUKUNFT schreiben vor allem Gast-Autor:innen über Themen des digitalen Wandels in der öffentlichen Verwaltung.

Logo WDR

„Was bringt Videoüberwachung?“

WDR, 11.05.2022 - Claus Lindner, Anja Backhaus, Achim Schmitz-Forte

Zum Originalartikel

Die Perspektive in 30 Sekunden

Claus Lindner, der stellvertretende Bezirksbürgermeister von Duisburg-Marxloh, möchte in seinem Stadtteil nicht auf Überwachungskameras verzichten. Gegenüber Reporterin Anja Backhaus vom WESTDEUTSCHEN RUNDFUNK (WDR) beschreibt der Lokalpolitiker die Videoüberwachung als einen wichtigen Baustein im Kampf gegen die sogenannte „Clan-Kriminalität“.

In Duisburg-Marxloh, das als „Keimzelle krimineller Clans“ gilt, ist der Knotenpunkt des Stadtteils – die Kreuzung „Pollmanneck“ – seit 2016 mit knapp zwanzig Kameras ausgerüstet. In Gebieten wie diesem, wo es immer wieder zu Vorfällen komme, ermögliche die Videoüberwachung ein gezieltes Eingreifen der Ordnungsbehörden, macht Lindner deutlich. Auch im benachbarten Duisburg-Hamborn gehören Kameras inzwischen zum Stadtbild: Nach einer Schießerei zwischen Mitgliedern einer Rockergruppe und einem kriminellen türkisch-arabischen Clan Anfang Mai, hat die Polizei den Tatort inzwischen mit mobilen Kameras abgesichert. „Die Maßnahme war ganz genau die richtige“, betont Lindner. Denn gerade nach einem Vorfall wie diesem sei es wichtig, den Menschen durch eine verstärkte Überwachung Sicherheit zu geben.

Lindner glaubt daran, dass kriminelle Hotspots durch die Technik der Videoüberwachung sicherer gemacht werden können. Um die strukturellen Probleme in sogenannten „Problemvierteln“ zu bekämpfen, brauche es allerdings noch mehr: „Wir müssen daran, wirklich zu gucken, was jede Gruppe braucht, um sich gut zu entwickeln“, plädiert Lindner.

Anmerkungen der Redaktion

Anja Backhaus ist Radio- und Fernsehmoderatorin. Meistens ist sie bei WDR 5, dem Informationsradio des WESTDEUTSCHEN RUNDFUNKS (WDR), anzutreffen. Sie hat Politikwissenschaft in Köln studiert und ist danach zunächst Moderatorin beim HESSISCHEN RUNDFUNK gewesen, bevor sie zum Sender 1 Live des WDR wechselte. Seither moderiert sie verschiedene TV- und Radioformate: beispielsweise die „1 Live Krone“, das Magazin „Tier Hoch Vier“ oder die Sendung „Wohnen nach Wunsch“ bei VOX.

Claus Lindner ist Lokalpolitiker und der amtierende Bezirks-Bürgermeister des Duisburger Stadtteils Marxloh.  Der Lokalpolitiker stammt selbst aus dem Stadtteil, der vor allem dafür bekannt ist, dass Menschen aus über 92 Nationen darin leben sollen, sowie für eine hohe Rate an Clan-Kriminalität. Dem möchte Lindner entgegenwirken, indem er Marxloh in einen „Ankunftsstadtteil“ umwandelt. Menschen sollen dort die Möglichkeit erhalten, ein neues Leben aufzubauen. Dies versucht Lindner beispielsweise durch Schulprojekte wie Extra-Sprachförderungen für Immigrant:innen.

Der WESTDEUTSCHE RUNDFUNK (WDR) ist die größte der neun Landesrundfunkanstalten der ARD. Er entstand 1956, als sich der NWDR in den NDR und den WDR aufteilte. Die Sendeanstalt hat sechs Radioprogramme und einen Fernsehsender, zu dessen bekanntesten Programmen unter anderem das Politmagazin „Monitor“, die „Sportschau“ oder das Kinderangebot „Die Sendung mit der Maus“ gehören. Laut eigenen Angaben ist der Sender nach Anzahl der Beschäftigten das zweitgrößte Medienunternehmen Europas hinter der BBC. Laut der „Media-Analyse 2021“ erreicht der Fernsehsender des WDR in Deutschland täglich rund 8 Millionen Zuschauer:innen, der Radiosender erreicht rund 11 Millionen Zuhörer:innen. Der Webauftritt des WDR hatte im April 2022 laut Similarweb rund 13,8 Millionen Besuche zu verzeichnen.

Logo Security Magazine

„Why AI CCTV is the future of security and surveillance in public spaces“

Security Magazine, 14.12.2021 - Danielle Whittaker

Zum Originalartikel

Die Perspektive in 30 Sekunden

Die Brancheninsiderin Danielle Whittaker hält Videoüberwachung dank neuer Technologien für unverzichtbar – und zwar keineswegs nur in der Aufklärung von Verbrechen, sondern auch in der Prävention. Vor allem Innovationen in der Gesichtserkennung können die Polizeiarbeit deutlich erleichtern, betont sie im Online-Magazin SECURITY.

Laut Whittaker leistet die Gesichtserkennung vor allem in der Identifizierung von Tatverdächtigen sehr gute Dienste. „KI-Überwachungskameras sind wesentlich genauer als herkömmliche Systeme, da sie keinen Raum für menschliche Fehler lassen“, so die Mitarbeiterin einer Sicherheitsfirma. Für die Behörden erkennt Whittaker darin eine große Chance, weil das KI-System ihnen einen Teil der Arbeit abnehme – und die Fehleranfälligkeit deutlich reduziere.

Durch die Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz (KI) seien Überwachungskameras zudem dazu fähig, Vorfälle in Echtzeit zu erkennen. „Das bedeutet, dass die Betreiber mobile Einsatzkräfte losschicken können, um eine Situation zu bewältigen, während sie passiert“, unterstreicht Whittaker. Außerdem sei es mittlerweile möglich, durch integrierten Lautsprecher und Mikrofon an den Videokameras auch mit den potenziellen Kriminellen Kontakt aufzunehmen – um diese von kriminellen Taten abzuhalten.

Anmerkungen der Redaktion

Danielle Whittaker ist Kennerin der Sicherheitsbranche. Derzeit arbeitet sie als Marketing-Managerin bei der Kingdom Services Group in Großbritannien, einem Anbieter von Sicherheitsdienstleistungen für Regierungen und Unternehmen. Zu den Leistungen gehören die Einsetzung von mobilen Einsatzkräften, von Sicherheitspersonal und auch die Einrichtung von Überwachungskameras gehört zum Portfolio der Kingdom Services Group. Sie hat unter anderem Fachartikel für Special-Interest-Magazine wie das BRILLIANCE SECURITY MAGAZINE oder das SECURITY MAGAZINE von bnp media veröffentlicht.

Das SECURITY MAGAZINE ist ein US-amerikanisches Online-Magazin, das sich hauptsächlich an Entscheidungsträger:innen im Bereich Sicherheit wendet. Das Magazin berichtet über Trends und Neuigkeiten in Sachen Sicherheit: so beispielsweise über Videoüberwachung, Sicherheit in Unternehmen oder Sicherheit im Internet. Herausgegeben wird das SECURITY MAGAZINE von bnp media, einer Medienfirma, die verschiedene Special-Interest-Magazine für diverse Fachbereiche produziert; darunter beispielsweise auch MISSION CRITICAL, das sich an Fachleute in Rechenzentren und der Notfallsicherung richtet. Chefredakteurin des SECURITY MAGAZIN ist die Journalistin Maggie Shein, die zuvor für das CHICAGO MAGAZINE tätig gewesen ist. Das SECURITY MAGAZINE finanziert sich über Werbeerlöse und Abonnementgebühren. Hauptsächlich werden die Artikel von Brancheninsidern geschrieben. Laut eigenen Angaben haben rund 28.000 Menschen das Magazin abonniert. Die Website des Magazins hatte gemäß Similarweb im April 2022 rund 232.000 Besuche zu verzeichnen.

Logo Deutschlandfunk Nova

„Gesichtserkennung: Technologie ist noch jung – und fehlerhaft“

Deutschlandfunk Nova, 10.09.2021 - Marcel Heberlein, Paulus Müller

Zum Originalartikel

Die Perspektive in 30 Sekunden

Den Rufen nach mehr Videoüberwachung im öffentlichen Raum kann der mit dem Kurt-Magnus-Preis ausgezeichnete Hörfunk-Korrespondent Marcel Heberlein nichts abgewinnen. Weder sei die Trefferquote der viel gelobten Gesichtserkennung überzeugend, noch belege die Studienlage eine positive Wirksamkeit der Videoüberwachung an sich, räumt der Journalist im Gespräch mit Moderator Paulus Müller von dem Radiosender DEUTSCHLANDFUNK NOVA ein.

Warum die Videotechnologie in seinen Augen noch jung und fehlerhaft ist, verdeutlicht Heberlein an zwei Punkten:

Erstens bestehe bei der Gesichtserkennung Grund zur Sorge, dass Menschen mit bestimmten äußeren Merkmalen schlechter von der Software erkannt werden. „Es kann also sein, dass schwarze Menschen unter der Gesichtserkennung fälschlicherweise ins Fadenkreuz der Ermittler geraten“, warnt er. Als Beleg verweist Heberlein auf ein Experiment aus dem Jahr 2017: Damals testete man am Berliner Bahnhof Südkreuz biometrische Gesichtserkennungstechnik über einen Zeitraum von einem Jahr. Das Ergebnis hält Heberlein für alarmierend: Denn die Trefferquote variierte je nach Hautfarbe – sie funktionierte etwa besser bei weißen Männern als bei schwarzen Frauen. In der Gesamtbilanz habe die Software bei jedem fünften Gesicht falschgelegen.

Zweitens hält Heberlein die Wirksamkeit der Videotechnologie an sich noch nicht für ausreichend belegt. Im Rahmen seiner Recherche für den TAGESSCHAU-Podcast „mal angenommen“ habe er selbst jedenfalls keine Studien gefunden, die einen spürbaren Mehrwert nachweisen: Nach seiner Analyse kann bislang weder ein eindeutiger Abschreckungseffekt belegt werden, noch sei erwiesen, dass Videomaterial die Aufklärung von Verbrechen im Nachhinein auf bedeutsame Weise erleichtere. Die Datenlage sei demnach nicht eindeutig genug, um die Forderungen nach einer flächendeckenden Videoüberwachung überzeugend zu begründen.

Anmerkungen der Redaktion

Marcel Heberlein ist seit 2017 Radio-Korrespondent von RADIO BREMEN im ARD-Hauptstadtstudio in Berlin. Zu seinen Fachgebieten gehören Umwelt, Klimawandel, Verkehr, Digitales und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Im April 2020 ist er mit dem Kurt-Magnus-Preis ausgezeichnet worden. Heberlein hat bei RADIO BREMEN volontiert und anschließend u.a. in der Redaktion des Senders BREMEN NEXT gearbeitet, der zu RADIO BREMEN gehört.

Paulus Müller ist Moderator bei DEUTSCHLANDFUNK NOVA. Müller moderiert die Sendung „Einhundert“, in der Müller mit Menschen spricht, „die vor großen Entscheidungen stehen“. Zusätzlich ist er des Öfteren zu Fahrradthemen bei DEUTSCHLANDFUNK NOVA zu hören.

DEUTSCHLANDFUNK NOVA ist wie der DEUTSCHLANDFUNK eines der drei bundesweiten Programme des DEUTSCHLANDRADIOS. Der DEUTSCHLANDFUNK wurde 1962 gegründet. DEUTSCHLANDFUNK NOVA (früher DRadio Wissen) ist das dritte und jüngste Programm des Deutschlandradios und ist erstmals 2010 auf Sendung gegangen. Seit 2014 positioniert sich der Sender besonders für eine junge Zielgruppe mit hohem Wortanteil und heterogener Musikauswahl. Laut der Media-Analyse „ma Audio 2021“ wird DEUTSCHLANDFUNK NOVA täglich von rund 140.000 Menschen eingeschaltet.

Logo Lausitzer Rundschau

„Technik, die entgeistert“

Lausitzer Rundschau, 15.11.2020 - René Wappler

Zum Originalartikel

Die Perspektive in 30 Sekunden

Der Redakteur René Wappler betrachtet die Ausweitung der Videoüberwachung mit großer Sorge. Er appelliert, den Preis des technologischen Fortschritts mit in die Rechnung einzukalkulieren: „Technischer Fortschritt weicht den Datenschutz auf“, kommentiert er in der Tageszeitung LAUSITZER RUNDSCHAU.

Es mute in der heutigen Zeit vielleicht schon fast altmodisch an, bekennt Wappler. Und dennoch halte er selbst ein „gesundes Misstrauen“ in Hinblick auf technologische Fortschritte für angebracht – auch bei Kameras im öffentlichen Raum. Schließlich sei es ungewiss, in wessen Hände persönliche Daten geraten. Dass bei Videoaufnahmen stets Achtsamkeit geboten sei, beweise auch ein Vorfall aus dem Jahr 2006: Damals hatten Wachleute des Berliner Pergamon-Museums mit einer Überwachungskamera jahrelang Angela Merkels Wohnzimmer gefilmt.

In Wapplers Augen gehen viele Deutsche heute zu leichtfertig mit ihren persönlichen Daten um – etwa in der Nutzung von internetfähigen Audio-Boxen oder Saugrobotern mit integrierter Kamera. „Konsumenten wissen nicht, wie sicher ihre Daten bei den Herstellern aufgehoben sind“, meint Wappler. Auch im Internet gebe die Bevölkerung massenhaft Daten von sich preis, mit denen sich zuverlässige Persönlichkeitsprofile erstellen lassen, gibt der Redakteur zu bedenken.

Anmerkungen der Redaktion

René Wappler ist Redakteur bei der LAUSITZER RUNDSCHAU. Er hat in München Kommunikationswissenschaft, Politik und Slavistik studiert und nebenbei bei der BILD-Zeitung in Leipzig gearbeitet. Nach seinem Studium ging er zurück nach Cottbus, wo er bereits vor dem Studium beim COTTBUSER GENERALANZEIGER volontiert hatte. Seit 1998 schreibt in Cottbus für die LAUSITZER RUNDSCHAU.

Die LAUSITZER RUNDSCHAU ist eine in Sachsen und Brandenburg erscheinende Tageszeitung mit Sitz in Cottbus. Sie war in der DDR Organ der SED für die Lausitz, später Organ der SED-Bezirksleitung im Bezirk Cottbus. Heute gehört sie der Märkisches Medienhaus GmbH & Co. KG, die zum Ulmer Medienunternehmen Neue Pressegesellschaft gehört. Die LAUSITZER RUNDSCHAU hat eine verkaufte Auflage von rund 56.000 Exemplaren (1. Quartal 2022). Der Online-Auftritt LR-ONLINE.DE hatte im April 2022 laut Similarweb rund 1,4 Millionen Besuche zu verzeichnen.

Logo Lausitzer Rundschau

„Surveillance cameras in public spaces: Are they a good idea?“

Tomorrow.City, 16.11.2021 - Jaime Ramos

Zum Originalartikel

Die Perspektive in 30 Sekunden

Müssen Städte wirklich mit einer Million Augen über uns wachen?“, hinterfragt der Autor Jaime Ramos auf dem Fachportal TOMORROW.CITY. Seine Antwort lautet: nicht unbedingt. Denn bei allen Vorteilen könne ein Land sich durch die zunehmende Kontrolle einer großen Anzahl von Menschen durch Tonaufzeichnungen oder Bilder auch zum Überwachungsstaat entwickeln.

Laut Ramos führt ein Blick ins Ausland das Opfer einer „Abschaffung der Privatsphäre” eindrucksvoll vor Augen: So gebe es in der chinesischen Stadt Taiyuan inzwischen rund 120 Überwachungskameras auf 1.000 Einwohner:innen. Das flächendeckende Kamera-System werde in der Volksrepublik unter anderem dazu genutzt, um das soziale Punktesystem zu stimulieren: Anhand von Kameras mit künstlicher Intelligenz werden in China jegliche Personendaten systematisch gesammelt und ausgewertet.

„Wie bei jeder Technologie kann auch der Missbrauch von Kameras zu Ungerechtigkeiten führen”, warnt Ramos. So lasse sich etwa im russischen Moskau beobachten, wie das Potenzial der Videotechnologie für böswillige Zwecke ausgenutzt werden kann: Dort bieten Cyberkriminelle immer wieder unrechtmäßigen Zugang zu Aufnahmen aus Überwachungsnetzen an. Letztendlich sei aber die Art und Weise, wie die Videokameras eingesetzt werden, entscheidend. „Diese Art von Instrumenten erfordert umfassende Regeln und strenge Selbstregulierungsmechanismen”, mahnt der Autor.

Anmerkungen der Redaktion

Jaime Ramos ist Autor bei dem Online-Fachportal TOMORROW.CITY. Dort setzt er sich schwerpunktmäßig mit Fragen der Sicherheit moderner Städte, aber auch mit neuartigen Phänomenen wie Drohnen-Taxis oder „Smart Communities“ auseinander.

TOMORROW.CITY ist ein Online-Fachportal, das sich schwerpunktmäßig mit dem Thema nachhaltiger und barrierefreier Städte auseinandersetzt. Das erklärte Ziel der Plattform ist es, Städte und neue Technologien zusammenzubringen und sich für nachhaltigere Städte auf der Welt einzusetzen. Hervorgegangen ist TOMORROW.CITY aus der „Smart City Expo“, einer Ausstellung für Städteplaner:innen und -interessierte, bei der es vor allem um neuere Themen der Städteplanung wie Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit oder auch Smart Mobility geht. Finanziert wird TOMORROW.CITY durch Ausstellungen wie die Smart City Expo und durch Partner wie Huawei, Microsoft, Cisco oder aber auch die Germany Trade and Invest, eine dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz zugeordnete GmbH, die im Bereich der Wirtschaftsförderung tätig ist. Laut Similarweb hatte TOMORROW.CITY im April 2022 rund 160.000 Besuche zu verzeichnen.

Logo Westdeutsche Zeitung

„Kriminalität in NRW: So wenig Mord und Totschlag wie schon lange nicht mehr“

Westdeutsche Zeitung (WZ), 21.02.2022 - WZ-Redaktion

Zum Originalartikel

Die Perspektive in 30 Sekunden

Die Redaktion der WESTDEUTSCHEN ZEITUNG (WZ) hat die polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2021 unter die Lupe genommen. Zwar sei die statistisch erfasste Kriminalität in Nordrhein-Westfalen insgesamt rückläufig. Gleichzeitig stellt das WZ-Team aber fest: „Zum Teil enorme Anstiege sind dort zu verzeichnen, wo die Polizei stärker hinschaut.“

So sei die Anzahl der Verbrechen gegen Kinder massiv gestiegen. Laut Angaben der WZ-Redaktion haben sich die Fälle von Kinderpornografie im Vergleichszeitraum mehr als verdoppelt – ein Plus von 137 Prozent. Auch sei der sexuelle Missbrauch von Kindern nahezu um ein Viertel gestiegen. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) führe die höheren Fallzahlen auf eine konsequentere Polizeiarbeit zurück: „Wir suchen mehr, wir finden mehr.“

Mehr als verdoppelt haben sich auch die Fälle von Geldwäsche und fast vervierfacht die erfassten Fälle von illegalem Glücksspiel“, fassen die Autor:innen zusammen. Laut des Innenministers seien dies die klassischen Betätigungsfelder der Organisierten Kriminalität – also etwa von Clankriminellen oder auch der Mafia. Auch in diesen Bereichen betrachte Reul die verstärkten Kontrollen als ursächlich für den Anstieg.

Nach den Angaben der WZ-Redaktion zeigte der Innenminister sich hingegen über den explosionsartigen Anstieg der Geldautomaten-Sprengungen besorgt: „Das kann so nicht weitergehen“, wird Reul in dem Bericht zitiert. Bereits im Februar dieses Jahres sei ein Anstieg von 533 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu verzeichnen gewesen. Reul befürchte zudem, „dass das nicht nur bei Sachschäden bleiben wird“.  

Weniger Fälle registrierte die nordrhein-westfälische Polizei dagegen bei Wohnungseinbrüchen sowie bei schweren Delikten wie Mord und Totschlag. Daneben seien Straftaten zum Nachteil älterer Menschen sowie Straftaten mit Messern als Tatwaffe zurückgegangen. Auch in der Straßenkriminalität und beim Gewaltverbrechen Raub weise die Statistik eine positive Entwicklung auf.

Anmerkungen der Redaktion

Die WESTDEUTSCHE ZEITUNG (WZ) ist eine regionale Abonnement-Zeitung. Die WZ wird vom Verlag Westdeutsche Zeitung GmbH & Co. KG herausgegeben. Ihr Verbreitungsgebiet liegt in Nordrhein-Westfalen, hauptsächlich Wuppertal, Düsseldorf und Krefeld. Hauptaugenmerk liegt auf der lokalen und regionalen Berichterstattung. Der überregionale Mantelteil der Zeitung wird von den WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN aus Münster bezogen. Es besteht außerdem eine Kooperation mit der RHEINISCHEN POST und dem REDAKTIONSNETZWERK DEUTSCHLAND. Chefredakteur der WZ ist der Journalist Lothar Leuschen. Im 1. Quartal 2022 betrug die verkaufte Auflage der Zeitung rund 50.000 Exemplare. Der Webauftritt der Zeitung hatte im Januar 2022 laut Similarweb rund 1,6 Millionen Besuche zu verzeichnen.

Logo stern

„London wird stärker überwacht als Peking: Städteranking nach Anzahl der Kameras“

Stern, 18.10.2021 - STERN-Redaktion

Zum Originalartikel

Die Perspektive in 30 Sekunden

„Die Überwachung des öffentlichen Raumes spielt für immer mehr Großstädte weltweit eine Rolle“, macht die Redaktion des Nachrichtenmagazins STERN deutlich. Wie weit verbreitet die Videotechnologie tatsächlich ist, analysieren die Autor:innen anhand einer Erhebung des Computersicherheitsportals COMPARITEC.

Laut der Daten verfügt die chinesische Stadt Taiyuan mit 117 Überwachungskame-ras je 1.000 Einwohner:innen über das engmaschigste Netz. Zum europäischen Spitzenreiter kürt die Statistik London: mit einem Wert von 73,3 Kameras auf 1.000 Einwohner:innen wird die britische Metropole stärker bewacht als die chinesische Hauptstadt Peking (55).

Das russische Pendant Moskau kommt laut STERN-Redaktion auf einen statisti-schen Wert von 16,2 Kameras. Mit weniger als zehn Geräten je 1.000 Einwohner:innen verfolgen die Großstädte New York (7,1), Berlin (6,3), Madrid (5,1), Paris (3,8), Rom (1,3) und Tokio (1,1) im internationalen Vergleich einen eher gemäßigten Kurs.

Im weltweiten Ranking befinde sich Berlin auf dem 50. Platz. „In der Bundeshauptstadt überwachen demnach rund 22.289 Kameras den öffentlichen Raum“, so die STERN-Redaktion. Im Vergleich zum Vorjahr habe die Videoüberwachung in Berlin allerdings deutlich zugenommen – knapp 4.800 zusätzliche Kameras sollen dort innerhalb von zwölf Monaten installiert worden sein.

Anmerkungen der Redaktion

Der STERN ist ein 1948 von Henri Nannen gegründetes Wochenmagazin. Die verkaufte Auflage lag im ersten Quartal von 2021 bei etwa 343.000. Der STERN wird zu den Leitmedien gezählt, also solche Medien, die einen besonderen Einfluss auf die öffentliche Meinung und auf andere Massenmedien ausüben. In der politischen Grundausrichtung beschreibt das Goethe-Institut den STERN als „tendenziell eher links“. Das Magazin beleuchtet politische und gesellschaftliche Themen, bietet klassische Reportagen und porträtiert Prominente. Ein besonderer Fokus liegt – ähnlich dem US-amerikanischen TIMES Magazin – auf Fotografie.