Jugend partizipiert

Zunehmend geringere Wahlbeteiligung, abnehmendes politisches Interesse, eine größere Distanz zur Politik – diese Urteile über den Zustand unserer Demokratie sind nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Schnell ist von einer „Krise der Demokratie“ oder einer „Krise der politischen Repräsentation“, gar von „Postdemokratie“ die Rede.

In Debatten, die sich um eine Lösung dieser Problematik bemühen, stehen häufig junge Menschen pauschal im Mittelpunkt. Sie seien in besonderem Maße betroffen, man unterstellt ihnen ein generelles Desinteresse an politischen Themen. Und wirklich beteiligen sich gerade junge Menschen unterdurchschnittlich an Wahlen, nur wenige von ihnen bekunden offen ein Interesse für Politik.

Oft wird jedoch übersehen: Viele Jugendliche und junge Erwachsene haben durchaus Meinungen und Einstellungen zu politischen Themen und wollen diese in der Regel auch einbringen. Neuere demokratiepädagogische Ansätze kommen zu dem Schluss, dass Jugendliche zwar Interesse an politischen Themen haben, ihre Ansichten aber nicht unbedingt als Politik definieren.

Es ist nicht nur fehlendes Wissen über das politische System, Politik wird von ihnen einfach nicht als Teil der eigenen Lebenswelt gesehen. Häufig besteht für sie der Eindruck, Politik sei eine „fremde Welt“.

So schließen sie sich oft selbst von der Teilhabe aus, ihnen fehlt aber auch das Vertrauen sowohl in die demokratischen Institutionen wie in Politiker und Politikerinnen. Auch vonseiten der Politik fehlt es an Verständnis, hier sind die Lebenswelten und die spezifischen Probleme von jungen Menschen oft fremd, auch Politikerinnen und Politiker machen sie nicht zu einem Teil ihrer Politik.

Dazu ist das Interesse junger Menschen an Politik von sozialen und kulturellen Faktoren mitbestimmt, Jugendliche sind nicht als homogene Gruppe aufzufassen. Gerade Jugendliche aus „bildungsfernen“ Milieus interessieren sich nach Eigenaussage häufiger nicht für Politik, bei ihnen ist die Tendenz zum Selbstausschluss höher. Auch erlebte Ausgrenzungserfahrungen spielen hier eine Rolle.

Um diesen Tendenzen entgegenzuwirken, hat die Landeszentrale für politische Bildung das Projekt „Jugend partizipiert!“ entwickelt. Das Projekt baut auf dem Modelprojekt „Jugend für Politik gewinnen“ auf. Im Schuljahr 2013/2014 wurde es in Kooperation mit insgesamt drei Weiterbildungseinrichtungen der politischen Bildung sowie drei Schulen unterschiedlicher Schulformen in Duisburg, Troisdorf und Bielefeld gestartet.

Projektziele

Die Lebenswelt der Jugendlichen steht bei „Jugend partizipiert!“ im Mittelpunkt. Dies erlaubt eine passgenaue Umsetzung vor Ort:

  • Die Jugendlichen sollen selbst die Ziele und inhaltlichen Schwerpunkte des Projekts mitbestimmen.
  • Sie sollen außerdem mit Politikerinnen und Politikern ins Gespräch kommen. Dazu wird der Kontakt vor Ort gesucht.

Unterschiedliche Schulen in unterschiedlichen Städten führen so zu ganz unterschiedlichen Projektverläufen. Die sozialen und kulturellen Hintergründe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer können optimal berücksichtigt werden und in die Umsetzung vor Ort einfließen. Diese wird dazu von den Weiterbildungsträgern und den Schulen vor Ort übernommen.

Wissenschaftliche Begleitung

Das Projekt wird von der Universität Duisburg Essen wissenschaftlich begleitet. Verantwortlich für die wissenschaftliche Evaluation ist das Institut für Berufs- und Weiterbildung unter Leitung von Prof. Dr. Helmut Bremer. Die Bearbeitung liegt bei Tim Zosel.

mehr Infos