Grafik zeigt nebeneinander: DDR-Pass, Brandenburger Tor und Trabbi

Podcast

Die 10-teilige Audioreihe "Wie viel mensch...?" - produziert vom Gustav-Stresemann-Institut aus Bonn im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen.

„Wie viel mensch…?“

Gedanken und Briefe aus dem Jahr 1989

Die Reihe basiert auf dem Ein-Personen-Theaterstück von Mathias Wienecke, das 2009 erstmals aufgeführt wurde. Darin lässt Wienecke das Publikum teilhaben an Gedanken und Briefen eines Protagonisten aus Gotha, einer Kleinstadt in Thüringen.

Er hält fest, was ihn im Jahr 1989 bewegt. Dabei spielen persönliche Schicksale und politische Ereignisse weltweit genauso eine Rolle wie die Ereignisse in Gotha – von den gefälschten Kommunalwahlen über die ersten Ereignisse der friedlichen Revolution bis hin zum Fall der Mauer am 9. November und der Besetzung der Stasi-Dienststelle im Dezember.

"Wie viel mensch ...?" ist dabei nie ein rein historischer Bericht, sondern vermag es, durch die Fokussierung auf einen einzelnen Protagonisten, Hoffnung, Begeisterung und Freiheitsträume erfahrbar zu machen.

Sprecher: Martin Bertram
Studio-Regie: Friedhelm Mund
Musik: Matthias Neumann
Projektleitung: Michael Münz
Redaktion: Philipp Sanke

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... bieten wir für Podcatcher als RSS Feed oder hier auf der Webseite zum direkten Anhören oder zum Download an. Alternativ gibt es die Audioreihe auch in einer 42-minütigen Gesamtfassung (MP3).

Michas erster Brief richtet sich an seine Schwester Jana, die im April 1989 nach einem Aufenthalt in Westdeutschland nicht wieder nach Gotha zurückgekehrt ist. Ihre Flucht hat ihn schwer getroffen, Micha richtet aber auch den Blick nach vorn: "Ich hab hier noch was vor. Ich glaube nämlich immer noch, dass dieses Land eine andere Chance verdient, dass wir etwas Besseres leben können als Euren Sozialismus".

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Bei den Kommunalwahlen im Mai 1989 organisieren sich viele Menschen, um die Stimmauszählungen zu kontrollieren und einen möglichen Wahlbetrug offen zu legen. Auch wenn dies in Gotha nicht gelingt, ist Micha sicher: "Sie haben die Wahl gefälscht, wie jedes Mal".

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Die Ausreisewelle über Ungarn wirkt sich auch in Gotha aus. "Aber Frank und Ulrike sind offensichtlich aus Ungarn nicht zurückgekommen", schreibt Micha im August 1989 seiner Schwester. "Wie soll das nur weitergehen? Meine Güte, zum Schluss knipsen wir hier noch das Licht aus, weil keiner mehr da ist". Gleichzeitig nimmt Micha politische Veränderungen in der DDR wahr.

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Zur Einschulung erhält Michas Sohn auch den Antrag auf Mitgliedschaft bei den Pionieren. "Manipuliere ich ihn, wenn ich ihm sage, dass wir da nicht mitmachen, weil dieser Staat uns nicht so leben lässt, wie wir es wollen?", fragt sich Micha in seinem Brief im September 1989, an seinen alten Freund Rainer in Berlin.

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"Schwesterchen, jetzt bewegt sich was. Überall wird darüber geredet, dass es so nicht mehr weitergehen kann", schreibt Micha an Jana. Er berichtet von einem Aufruf zu einem Demokratischen Aufbruch, an dem er – trotz Verfolgung – mitgewirkt hat. Micha ist davon überzeugt: "Jetzt müssen sich die da oben bewegen. PERESTROIKA, Jana! Weißt Du, was das heißt? – Umgestaltung!"

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Micha und seine Mitstreiter haben eine ganz eigene Form gefunden, den 40. Geburtstag der DDR zu begehen: Seine Aktion ist Abschied und Aufbruch zugleich, während in Berlin Demonstranten der Gewalt des Regimes ausgesetzt sind. "Die Polizei und Stasi muss brutal gegen alle vorgegangen sein, die versucht haben, ihren Protest bei den Feierlichkeiten zu zeigen", schreibt Micha seiner Mutter. Und hofft, dass der Widerstand trotzdem gewaltfrei bleibt.

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"Heute gab es auch in Gotha eine erste Demonstration", schreibt Micha ganz begeistert seiner Schwester in den Westen. "Jetzt geht es los, Jana, jetzt können sie nicht mehr anders", ist er sich sicher. "Du wirst sehen. Jetzt muss sich was ändern".

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Die Demonstration in Gotha hätte auch in Gewalt enden können – nur knapp können Micha und andere eine Eskalation verhindern. Dabei hat Micha gerade erst erfahren, wie brutal und willkürlich Polizei und Stasi gegen Demonstranten in Berlin vorgegangen sind. "In all dem Aufbruch, den wir erleben, scheinen mir Partei und Regierung doch noch sehr stark mit ihrem Machtapparat", schreibt Micha verunsichert.

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Die Mauer ist offen – Micha kann das noch gar nicht glauben. "Heißt das, dass wir uns bald sehen werden?", fragt er seine Schwester. In die Freude mischt sich aber auch Unsicherheit: "Was wird das wohl für all die Veränderungen in unserem Land bedeuten?"

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Vier Wochen nach dem Fall der Mauer ist die DDR im Umbruch. Neue demokratische Teilhabemöglichkeiten entstehen, und doch „dürfen wir nicht übersehen, dass in den Behörden noch all die roten Socken sitzen". In diese Überlegungen hinein erhält Micha einen Anruf, der ihn aufschrecken lässt: „Ich glaub’ es nicht, diese Schweine verbrennen die Akten". Er muss sofort los…

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