Das Foto vom Gedenken der Familie Kucenko am Kriegsgrab des Vaters

Schloß Holte-Stuckenbrock, Kriegsgefangenenlager Stalag 326

Im Frühjahr 1941 begann der Aufbau des Kriegsgefangenenlagers Stalag 326 (VI K) Senne. Das Lager war vorwiegend für sowjetische Kriegsgefangene. Nach derzeitigen Erkenntnissen waren es ca. 310.000 sowjetische Kriegsgefangene. Ebenso diente es für französische, belgische, polnische und serbische Kriegsgefangene, sowie italienische Militärinternierte. Die Dokumentationsstätte Stalag 326 (VI K) Senne befindet sich im ehemaligen Arrestgebäude (Baujahr 1941) des Kriegsgefangenenlagers Stalag 326 (VI K) Senne. Es eines von drei von ca. 190 Gebäuden, die während 1941-1945 auf dem heutigen Gelände des Polizeiausbildungsinstituts Erich Klausener aufgebaut wurden. Im Winter 1941/42 ließ die Lagerleitung auf dem Gelände des Stalag 326 (VI K) ein Entlausungsgebäude errichten. Ebenso befindet sich auf dem Gelände noch eine ehemalige Kriegsgefangenenbaracke. Sie wurde im Jahr 1948, nachdem das Sozialwerk-Stukenbrock eingerichtet wurde, zu einer evangelischen Kirche umgebaut. Der Glockenturm wurde nachträglich an die Baracke gebaut. Außerdem wurde der Innenraum völlig umgebaut und neu gestaltet. Die Kirche wird heute noch zu bestimmten Anlässen genutzt. Bei entsprechender Voranmeldung können alle Baudenkmäler besichtigt werden.

Nach dem Krieg wurde das Arrestgebäude unter anderem als Lebensmittelladen, Frisörgeschäft und als Kleiderkammer der Polizeischule genutzt. Seit 1996 befindet sich in diesem Gebäude die Gedenkstätte. Träger der Dokumentationsstätte ist der gleichnamige und im Jahr 1993 gegründete Förderverein. Zweck des Fördervereins ist die Errichtung und Unterhaltung einer Dokumentationsstätte auf dem Gebiet des ehemaligen Stammlagers 326 (VI K). Die Sicherstellung einer wissenschaftlichen und pädagogischen Betreuung und die Pflege des Andenkens an die während der Zeit von 1941 bis 1945 in Stukenbrock im Stalag 326 (VI K) umgekommenen Kriegsgefangenen aus der ehemaligen Sowjetunion und anderen Ländern. Alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Dokumentationsstätte sind ehrenamtlich tätig.

Auf Grund der zahlreichen Nutzungsphasen und Umbaumaßnahmen sind heute nur noch 3 ehemalige Arrestzellen vorhanden. Innerhalb der Dokumentationsstätte befindet sich die zeitgenössische Dauerausstellung. Sie informiert über die Geschichte des Stalag 326 (VI K). Es werden einige seltene Handwerksarbeiten von Kriegsgefangenen ausgestellt. Besonders die sehr seltene Farb-Diaserie eines damaligen Lagerarztes aus dem Jahr 1941/42 veranschaulicht nicht nur die leidvolle Geschichte der Kriegsgefangenen, sondern dokumentiert unter anderem auch den Aufbau des Lagers. Zudem wird ein amerikanischer Dokumentarfilm über Befreiung des Lagers gezeigt.

In direkter Nachbarschaft zum Stalag 326 (VI K) Senne wurden zwischen 1941 und 1945 insgesamt 36 Massengräberreihen angelegt. Jede Massengrabreihe ist circa 112 Meter lang, ungefähr 2,20 Meter breit und besteht aus einer bisher unbekannten Anzahl von Massengräbern. Die Gräber selber sind heute nicht mehr auszumachen. Jeweils ein Gedenkstein ermöglicht es jedoch, die einzelnen Grabreihen zu erkennen. Bisher konnten von den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Dokumentationsstätte Stalag 326 (VI K) Senne schon über 10.000 Tote identifiziert werden. Nach Angaben der befreiten sowjetischen Kriegsgefangenen befinden sich um die 65.000 Tote in den Massengräbern. Eine genaue Nennung der Todeszahl ist nicht möglich.

Nach der Befreiung entschied sich eine Gruppe von befreiten sowjetischen Kriegsgefangenen, das nahegelegene Gräberfeld in eine würdevolle Friedhofstätte umzugestalten. Die Baumaßnahmen wurden innerhalb weniger Wochen durchgeführt. Der Ehrenfriedhof wurde am 2. Mai 1945 eingeweiht. In den Jahren 1960 bis 1964 bekam der Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegstoter sein heutiges Erscheinungsbild.

Das Bildungsangebot gilt für Schulklassen aller Schulformen und für Jugend- und Erwachsenengruppen. Das Angebot umfasst einen ausführlichen Rundgang durch die zeitgenössische Dauerausstellung der Dokumentationsstätte Stalag 326 (VI K) Senne, die Vorführung von Dokumentarfilmen, die Besichtigung des Ehrenfriedhofs Sowjetischer Kriegstoter, sowie die Nutzung unserer Bibliothek.

Je nach Interesse können wir unser Angebot in einem vorherigen Beratungsgespräch anpassen. Speziell für unsere Bildungsangebote stehen zwei Schulungsräume bzw. Arbeitsgruppenräume zur Verfügung. Außerdem besteht die Möglichkeit die Lernplattform Mitmachen und Lernen (MuL) zu nutzen. Mitmachen und Lernen (MuL) ist die neue Lernplattform der Dokumentationsstätte Stalag 326 (VI K) Senne (mitmachen-und-lernen.de). Wir stellen mit MuL modulare, pädagogische Unterrichtskonzepte zum Lernen vor Ort und im WWW zur Verfügung. SchülerInnen, Studierende und Lehrende können gemeinsam mit MitarbeiterInnen der Dokumentationsstätte Themenbereiche zum ehemaligen Kriegsgefangenenlager Stalag 326 (VI K) Senne erforschen und auf Spurensuche gehen.

Außerdem besteht die Möglichkeit, ein praxisorientiertes Praktikum mit folgenden möglichen Aufgabengebieten zu absolvieren:

  • Sichtung, Ordnung und Erschließung von Teilbeständen des Archivs und der Sammlung
  • Betreuung und Führung von Gruppen
  • Tätigkeiten im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und vieles mehr.