KI macht Schule: Ist ChatGPT eine Chance für die Bildungslandschaft in NRW?

10.03.2023 - Themenbereiche: Bildung, Digitalisierung/Digitale Gesellschaft, Nordrhein-Westfalen
Visualisierung eines menschlichen Roboters in einem Klassenzimmer

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Kurzfassung

Gedichtanalysen und Mathelösungen per Mausklick: Seit der Einführung von ChatGPT im vergangenen November ist solch eine Traumvorstellung vieler Schüler:innen keine Utopie mehr. Mit dem kostenlosen Textgenerator des US-amerikanischen KI-Unternehmens OpenAI hat Künstliche Intelligenz (KI) im Klassenzimmer Fuß gefasst. Die KI beantwortet Fragen und generiert Texte in Sekundenschnelle: Die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt – doch auch die Risiken von ChatGPT sind nicht zu unterschätzen.

Aus diesem Grund hat NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) Ende Februar einen Leitfaden zum Umgang mit ChatGPT für Lehrkräfte vorgelegt. Ein Blick in den Leitfaden offenbart, Chancen und Risiken müssen stets abgewogen werden. „Ein generelles Verbot, KI-Anwendungen zu nutzen, steht nicht zur Debatte“, betonte Feller in einer Pressemitteilung. Stattdessen plädiert das Schulministerium dafür, sowohl Funktionsweise als auch gesellschaftliche Auswirkungen von KI-Textgeneratoren im Unterricht aufzugreifen.

Negative Auswirkungen auf das Lernen?

Mit einem Verbot sorgte die US-Metropole New York Anfang des Jahres für Aufsehen: Der größte Schulbezirk der Vereinigten Staaten sperrte den Zugang zu ChatGPT an öffentlichen Schulen, weil „negative Auswirkungen auf das Lernen der Schülerinnen und Schüler“ zu befürchten seien. Auch der Präsident des nordrhein-westfälischen Lehrerverbandes, Andreas Bartsch, glaubt, dass Künstliche Intelligenz die Lehre verändern wird – jedoch nicht unbedingt zum Schlechten. Zentral sei es, jungen Menschen beizubringen, wie Textgeneratoren zu nutzen sind. „Dann kann und darf das den Unterricht auch bereichern“, so Bartsch in den WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN. Inzwischen fordern auch die NRW-Landtagsfraktionen von CDU und Grünen ihre Landesregierung in einem gemeinsamen Antrag dazu auf, sich mit Schulen und Hochschulen über einen „zielgerichteten und gewinnbringenden Einsatz von KI-Anwendungen“ auszutauschen.  

Ist ChatGPT also eine Chance für die Bildungslandschaft in NRW – oder überwiegen eher die Risiken?

Acht Perspektiven

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„KI in der Schule: Sie ‚gibt den Lehrern mehr Zeit mit den Schülern‘“

Stern, 25.02.2023 - Anita Gademann, Gernot Kramper

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Die Perspektive in 30 Sekunden

„Wir sehen KI als große Chance“, konstatiert Anita Gademann, Direktorin des renommierten Schweizer Internats „Institut auf dem Rosenberg“. Im Schulalltag könne ein Textgenerator wie ChatGPT eine wichtige Wissensbasis sein – die zuvor zeitaufwendig erarbeitet werden musste. „Das gibt den Lehrern mehr Zeit mit den Schülern (…)“, unterstreicht sie im Gespräch mit Redakteur Gernot Kramper vom Wochenmagazin STERN.

Im eigenen Internat werde ChatGPT etwa als Werkzeug für Debatten eingesetzt. Den Schüler:innen ermögliche das Tool, sich in unterschiedliche Aspekte eines Themas einzuarbeiten. „Das System hilft ihnen, sich darauf vorzubereiten, was andere ihnen entgegnen können“, so Gademann. Die Zeitersparnis führt nach ihrer Erfahrung auch dazu, dass der Unterricht an inhaltlicher Tiefe gewinnt. „Die Energie kann (…) in Diskussion gehen, in die Analyse, in die Ethik“, berichtet Gademann. Dadurch werde „die antike Idee der Universität“ wiederbelebt: Es entstehe ein Raum, in dem intelligente Menschen diskutieren können. „KI bringt uns auf unsere Grundlagen zurück.“

Gademann glaubt, dass die Vorbehalte gegen KI-gesteuerte Textgeneratoren vor allem auf Unwissen beruhen. Zudem mache das Bildungspotenzial neuer Technologien vielen Menschen Angst – weil es das staatliche und institutionelle Monopol auf Wissen angreife. Dieser Trend sei jedoch kaum aufzuhalten: „KI wirkt lediglich als Beschleuniger für eine Entwicklung, die durch die weite Verbreitung des Internets bereits losgetreten wurde“, so Gademann.

Anmerkungen der Redaktion

Anita Gademann ist Direktorin für Innovation am „Institut auf dem Rosenberg“. Das Internat ist eine der bekanntesten Privatschulen in der Schweiz und liegt in St. Gallen. Es spricht eine internationale Schülerschaft an. Gademann hat Geschichte in London studiert.

Gernot Kramper ist Redakteur im Autoressort beim STERN. Er ist seit 1999 beim Verlag Gruner + Jahr tätig, der auch den STERN verlegt. Vorher hat Kramper unter anderem für DIE ZEIT geschrieben. Beim STERN beschäftigt er sich neben Auto-Themen auch mit Waffen-Technologien und neuen Technologien zum Umweltschutz.

Der STERN ist ein 1948 von Henri Nannen gegründetes Wochenmagazin. Die verkaufte Auflage lag im vierten Quartal 2022 bei rund 325.000 Exemplaren. Der STERN wird zu den Leitmedien gezählt, also solche Medien, die einen besonderen Einfluss auf die öffentliche Meinung und auf andere Massenmedien ausüben. In der politischen Grundausrichtung beschreibt das Goethe-Institut den STERN als „tendenziell eher links“. Das Magazin beleuchtet politische und gesellschaftliche Themen, bietet klassische Reportagen und porträtiert Prominente. Ein besonderer Fokus liegt – ähnlich dem US-amerikanischen TIMES Magazin – auf Fotografie. Im Februar 2022 hatte der STERN digital rund 63 Millionen Besucher:innen zu verzeichnen. Der STERN gehört zudem zum bekannten Verlag Gruner + Jahr.

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„Das Ende vom Lernen wie wir es kennen“

Deutsches Schulportal, 20.01.2023 - Bob Blume

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Die Perspektive in 30 Sekunden

ChatGPT birgt ein großes Potenzial, meint der Oberstudienrat und Blogger Bob Blume. Durch den Hype um den KI-gestützten Textgenerator werde deutlich, dass Schule sich verändern muss: „Statt zu fragen, wie man es verhindert, dass ein Programm traditionelles Lernen aushebelt, sollte man fragen, wie ein Lernen funktionieren kann, dass neue Technologien einbezieht“, rät er auf der Onlineplattform DEUTSCHES SCHULPORTAL.

Dank der Künstlichen Intelligenz werde die Bildungslandschaft gezwungen, sich nicht länger auf das Endergebnis zu versteifen – sondern das Lernen selbst stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Aus Blumes Sicht geschieht das im heutigen Unterricht viel zu selten. Allein die Nachhilfeindustrie zeige sehr deutlich, dass das Lernen oftmals nach Schulschluss stattfinde: „[D]ie vertiefende Beschäftigung, das, was am Ende die Befähigung ausmacht, findet sehr oft zu Hause statt (…)“, so der Oberstudienrat.

Durch eine gemeinsame, aktive und reflektierte Nutzung von Tools wie ChatGPT könne Schulunterricht auf ein neues Niveau gehoben werden: durch das gemeinsame Experimentieren und Diskutieren, Ausprobieren und Vertiefen. Blume hofft, dass die Künstliche Intelligenz ein Lernen anstößt, das die Veränderung in den Lernprozess einbezieht. „Und eines, in dem das Produkt nicht mehr im Vordergrund steht, sondern der gemeinsame Lernprozess.“ 

Anmerkungen der Redaktion

Bob Blume ist Oberstudienrat am Windeck-Gymnasium in Bühl und unterrichtet die Fächer Englisch, Deutsch und Geschichte. Zuvor hat er an einer Realschule im Schwarzwald gearbeitet. Neben seiner Arbeit als Lehrer betreibt er einen Youtube-Kanal und einen Blog, auf dem er über die Herausforderungen des Referendariats, die Chancen der Digitalisierung und politische Themen schreibt. Als „Netzlehrer“ ist er auf Twitter unterwegs und betreibt auch einen Podcast mit diesem Namen. Nebenher publiziert er für Zeitungen und veröffentlicht Texte in verschiedenen Online-Magazinen.

Die Onlineplattform DEUTSCHES SCHULPORTAL ist ein Fachmedium, das sich auf Schul- und Unterrichtsentwicklung konzentriert. Die Plattform stellt erfolgreiche Konzepte aus der Schulpraxis vor und bietet aktuelle Informationen und Beiträge rund um Themen der Schulbildung. Das Ziel: Lehrkräfte sollen bei ihren Aufgaben begleitet und inspiriert werden. Das DEUTSCHE SCHULPORTAL wird von der Robert Bosch Stiftung herausgegeben, die mit dem Robert Bosch Konzern verbunden ist.  

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„‚ChatGPT kann zu mehr Bildungsgerechtigkeit führen‘“

Technische Universität München, 07.02.2023 - Enkelejda Kasneci

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Die Perspektive in 30 Sekunden

Die Informatik-Professorin Enkelejda Kasneci ist überzeugt, dass KI-Tools große Chancen für Menschen bieten, die bislang benachteiligt wurden. „ChatGPT und ähnliche Programme können zu mehr Bildungsgerechtigkeit führen“, betont die Wissenschaftlerin auf dem Online-Portal der TECHNISCHEN UNIVERSITÄT MÜNCHEN (TUM).

Im Schulalltag sei es mit den Tools möglich, individuelle Schwächen einzelner Kinder zu entschärfen. „Schüler:innen könnten Vorschläge für sprachliche Verbesserungen und Alternativen für verschiedene Textgestaltungen gezeigt bekommen“, so Kasneci. „Das kann ihnen helfen, ihre Ausdrucksfähigkeit zu verbessern.“ Mit ihrem Lehrstuhl-Team habe auch sie ein Tool entwickelt, das einen Aufsatz analysieren und Feedback geben könne. Dieses sei imstande, den Lernenden ein individuelles Feedback zu geben, etwa: „Es wäre besser, eine einheitliche Zeitform zu verwenden“ oder „Du könntest noch mehr auf den Konjunktiv achten“.
 
Zudem handele es sich bei KI-Tools um Werkzeuge, die weltweit zugänglich gemacht werden können – unabhängig davon, wie gut das Bildungssystem im jeweiligen Land ist. Vor allem Lernende, die Schwierigkeiten haben, sich in Texten auszudrücken, profitieren nach Kasnecis Analyse von einer Software wie ChatGPT. Das Tool könne etwa als „Lernbuddy“ zu Hause auf individuelle Schwachstellen eingehen. „Diesen Grad an Individualisierung können die Schulen im Alltag bislang kaum leisten“, so die Wissenschaftlerin.

Anmerkungen der Redaktion

Enkelejda Kasneci ist Professorin für „Human-Centered Technologies for Learning“ an der TU München. Sie hat Informatik in Stuttgart studiert und im gleichen Fach an der Universität Tübingen promoviert. Von 2015 bis 2019 war sie als Juniorprofessorin in Tübingen tätig, von 2019 bis 2022 als ordentliche Professorin für Mensch-Computer-Interaktion. 2022 folgte Kasneci dem Ruf an die TU München. Sie ist zudem Kernmitglied des „Munich Data Science Institute“, Mitglied im Forschungsverbund „Cyber Valley“ und im DFG-Exzellenzcluster „Maschinelles Lernen in den Wissenschaften“.

TUM.DE ist das Online-Portal der Technischen Universität München. Hier werden hauptsächlich Forschungsergebnisse von Forscher:innen der TU München veröffentlicht – es finden sich aber auch Artikel von anderen Expert:innen aus der Wissenschaft. TUM.DE beschäftigt sich vorrangig mit Innovation und Neuigkeiten aus der Wissenschaft. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst ist die zuständige Aufsichtsbehörde für Inhalte von TUM.DE. Laut Similarweb hatte die Website im Januar 2023 rund 5,4 Millionen Besuche zu verzeichnen.

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„Das Bildungssystem ist auf ChatGPT nicht vorbereitet“

Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 03.02.2023 - Tom Konjer

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Die Perspektive in 30 Sekunden

KI-generierte Texte können fehlerhaft sein, gibt der Journalist Tom Konjer zu bedenken. Trotz des technischen Fortschritts dürfe ein „flinker Ghostwriter“ wie ChatGPT nicht überbewertet werden: „[M]enschliche Korrektur bleibt von entscheidender Bedeutung“, hält er in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG (FAZ) fest.

Das Tool produziere falsche Zitate und verbreite bereits bestehende Vorurteile aus der Literatur. „Außerdem erfindet der Chatbot Quellen und kann sogar die eigenen Argumente widerlegen“, merkt Konjer an – und unterstreicht: „Noch ist ChatGPT unzuverlässig.“ Zwar bleibe abzuwarten, was die optimierten Nachfolger leisten können. Aber: „Bis dahin verbanne ich ein jedes KI gestütztes Essay in den Papierkorb“, so der Journalist.

Dennochhält Konjer es für wichtig, dass Bildungseinrichtungen sich dem Potenzial KI-gestützter Software nicht verschließen. Schon jetzt fließe Künstliche Intelligenz in die Leistungen zahlreicher Lernenden ein – doch das Bildungswesen sei nicht darauf vorbereitet. „Es braucht dringend Bildungsforschung, Reformen und ein radikales Umdenken von Prüfungsleistungen“, appelliert Konjer. Denn die Software werde immer besser und besser.

Anmerkungen der Redaktion

Tom Konjer ist ein freier Journalist aus Düsseldorf, wo er derzeit Englische Geschichte studiert. Er schreibt unter anderem für den WDR, die FAZ und den KÖLNER STADT-ANZEIGER. Er hat ein Praktikum bei den GRAFSCHAFTER NACHRICHTEN absolviert und war dort anschließend als freier Reporter tätig.

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG (FAZ) ist eine deutsche überregionale Tageszeitung. Sie ist 1949 gegründet worden und wird zu den deutschen Leitmedien gezählt. Dies sind Medien, die einen besonderen Einfluss auf die öffentliche Meinung und auf andere Massenmedien ausüben. Laut Eigenangabe steht die FAZ „für den Erhalt und die Stärkung der demokratischen Ordnung und der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland“. Die Zeitung gilt als liberal-konservatives Blatt. THE EUROPEAN schreibt über die „drei Gesichter“ der FAZ: Sie habe einen eher konservativen, staatstragenden Politikteil, ein linksliberales Feuilleton und einen liberalen Wirtschaftsteil. Die verkaufte Auflage der Zeitung lag im vierten Quartal 2022 bei rund 190.000 Exemplaren. Laut Similarweb hatte der Webauftritt der FAZFAZ.NET – im Dezember 2022 rund 45 Millionen Besucher:innen zu verzeichnen.

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„chatGPT – Revolution in Deutschlands Klassenzimmern?“

Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), 27.01.2023 - Stefan Schönwetter

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Die Perspektive in 30 Sekunden

Stefan Schönwetter befürchtet, dass KI-Tools wie ChatGPT an den etablierten Hierarchien in deutschen Klassenzimmern rütteln. Wenn Lernmittel durch Künstliche Intelligenz immer leichter zugänglich werden, bleibt das Autoritätsverständnis im Unterricht davon nicht unberührt, macht der Experte für Digitale Bildung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) in einer DKJS-Publikation deutlich.

Das klassische Faktenwissen der Lehrkräfte werde durch Künstliche Intelligenz infrage gestellt, glaubt Schönwetter. In einem verlinkten Artikel auf dem sozialen Netzwerk LINKEDIN schreibt er mit Blick auf ChatGPT: „Lehrkräfte kommen in dieser Gleichung zunächst nicht weiter vor und müssen ihre Rolle neu suchen.“ Nie sei es einfacher gewesen, die Autorität von Lehrkräften zu unterlaufen als mit der Nutzung des neuen Textgenerators. „Jede_r kann nun ohne Aufwand ein gut erreichen.“

Zwar integriere die Bildungslandschaft durch Projekte wie „bildung.digital“ immer mehr digitale Elemente in den Unterricht. Gleichzeitig seien die Grenzen der Umsetzbarkeit für Lehrkräfte schnell erreicht – sowohl technisch als auch bildungsethisch. Hier gebe es nach wie vor viel zu tun: „Ich bin gespannt, welche Neuerungen uns in den nächsten Jahren erwarten und vor allem auch, wie wir solche Prozesse aktiv ausgestalten können“, schließt Schönwetter.

Anmerkungen der Redaktion

Stefan Schönwetter ist Leiter der Sparte „Digitale Bildung“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DJKS). In seiner Funktion setzt er sich als Experte für Digitale Bildung mit aktuellen Themen und Trends in der deutschen Bildungslandschaft auseinander. Zudem ist er stellvertretender Datenschutzbeauftragter. Schönwetter hat „Social Work” im Bachelor und „Research in Social Work and Education“ im Master studiert. Danach war er zunächst als Consultant für den Chemiekonzern Bayer tätig, bevor er zur DJKS wechselte.

Die DEUTSCHE KINDER- UND JUGENDSTIFTUNG (DJKS) ist eine als gemeinnützig anerkannte GmbH mit Sitz in Berlin. Die DJKS setzt sich für bessere Bildungschancen junger Menschen ein. Seit ihrer Gründung im Jahr 1994 ist sie Teil des internationalen Netzwerkes der „International Youth Foundation“. Die DJKS finanziert sich über Spenden, unter anderem von Privatunternehmen und Privatpersonen. Einen Aktivitätenschwerpunkt setzt die DJKS auf die Entwicklung und Umsetzung von Bildungsprogrammen. Die Geschäftsführung haben Anne Rolvering und Frank Hinte inne.

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„ChatGPT: Schreiben künftig Maschinen Texte anstelle von Menschen?“

Universität Tübingen, 02.03.2023 - Jessica Heesen, Maximilian von Platen

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Die Medienethikerin Jessica Heesen warnt, dass KI-gestützte Tools wie ChatGPT Menschen manipulieren können. „Ganz konkret gibt es bereits Stellungnahmen von renommierten Forscherinnen und Forschern, die vor der Möglichkeit warnen, dass in Sekundenschnelle Tausende von Falschinformationen angetriggert werden, die bestimmten strategischen Interessen dienen“, gibt sie im Interview mit Maximilian von Platen von der UNIVERSITÄT TÜBINGEN zu bedenken.

Aus Heesens Sicht wirft die Diskussion um ChatGPT neben bildungsethischen Fragen auch die Frage auf, wie die öffentliche Kommunikation durch KI-Tools beeinflusst werden kann. „Wenn daran künftig starke manipulative Kräfte durch KI beteiligt sind oder wir grundsätzlich das Vertrauen in die Medienkommunikation verlieren – weil wir gar nicht mehr wissen können, ob ein Mensch oder eine KI einen Text geschrieben hat – dann ist das ein gravierender Einschnitt für unsere demokratische Gesellschaft“, mahnt Heesen.

Auch ChatGPT verbreite „mit großem Selbstbewusstsein“ teils völlig falsche Informationen. „Und wir neigen als Menschen dazu, diese Informationen zu glauben, weil sie sehr gut formuliert sind.“ Zudem sei davon auszugehen, dass sich künftig immer mehr KI-gestützte Tools an Kommunikation beteiligen. „Es wird zukünftig immer schwieriger werden, zu erkennen, was eigentlich noch authentische menschliche Information oder Kommunikation ist – und was eben nicht“, prognostiziert sie.

Anmerkungen der Redaktion

Jessica Heesen ist Privatdozentin an der Universität Tübingen. Sie leitet dort den Forschungsschwerpunkt Medienethik und Informationstechnik. In ihren Studien behandelt Heesen unter anderem Probleme der Meinungsfreiheit in Sozialen Medien, Fragen einer Ethik der Künstlichen Intelligenz oder die Online-Sicherheit von Kindern. Sie hat Philosophie, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft sowie Film- und Fernsehwissenschaft in Köln und Tübingen studiert und später in Stuttgart promoviert. Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat sie sich daraufhin habilitiert. Seit 2010 ist sie wieder an der Universität Tübingen tätig.

Maximilian von Platen ist für die Eberhard-Karls-Universität Tübingen in der Kommunikationsabteilung tätig. Dort ist er vor allem für Web-Projekte und interne Kommunikation zuständig. Er gestaltet aber auch den Newsletter „Uni Tübingen Aktuell“ und die Social-Media-Auftritte der Universität.

UNI-TUEBINGEN.DE ist die Website der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Die Hochschule ist eine der ältesten Universitäten Europas, wird vom Land Baden-Württemberg betrieben und zählt zu den 11 Exzellenzuniversitäten in Deutschland. Auf der hauseigenen Website werden neben studienrelevanten Inhalten auch Forschungsergebnisse und Presseartikel veröffentlicht. Im Januar 2023 hatte die Seite laut Similarweb rund 2,3 Millionen Besuche zu verzeichnen. 

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„ChatGPT an Schulen: So will NRW mit Künstlicher Intelligenz umgehen“

Westdeutscher Rundfunk (WDR), 23.02.2023 - Christian Wolf

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Ende Februar hat das NRW-Schulministerium einen Handlungsleitfaden zum Umgang mit textgenerierenden KI-Systemen herausgebracht. Der Redakteur Christian Wolf legt die zentralen Punkte im WESTDEUTSCHEN RUNDFUNK (WDR) dar.

Demnach sei es wichtig, Lernende mit Blick auf vermeintliche Falschaussagen zu schulen – denn KI-generierter Text könne fehlerhaft sein. „Die produzierten Inhalte dürfen also nicht unreflektiert übernommen, sondern müssen von den Lernenden kontrolliert werden“, heißt es in dem Papier.

Ebenso gelte es, die Regeln für den Schulgebrauch von Künstlicher Intelligenz genau zu vermitteln. Dazu gehöre es, dass Schüler:innen ChatGPT oder andere Tools als Quelle angeben müssen, wenn sie diese nutzen. Wird der Gebrauch nicht offengelegt, handele es sich um eine Täuschung über die Autorenschaft.

Als Täuschungsversuch müsse die Nutzung eines Textgenerators auch gewertet werden, wenn im Vorfeld darauf hingewiesen wurde, dass keine Künstliche Intelligenz verwendet werden darf. Der Leitfaden rät, Aufgaben so zu stellen, dass sie nicht ausschließlich mithilfe von KI lösbar sind.

Dennoch sei es Teil des Bildungs- und Erziehungsauftrags, Schüler:innen mit Künstlicher Intelligenz vertraut zu machen. Entsprechend plädiert das Schulministerium dafür, sowohl Funktionsweise als auch gesellschaftliche Auswirkungen von KI-Textgeneratoren im Unterricht aufzugreifen.

Insgesamt können KI-Textgeneratoren laut des Leitfadens sowohl neue Perspektiven eröffnen als auch Gefahren bergen. Der Leitfaden ruft Beteiligte dazu auf, „sich offen und konstruktiv mit den neuen Möglichkeiten auseinanderzusetzen und diese im Unterricht zu thematisieren“.

Anmerkungen der Redaktion

Christian Wolf ist Politikjournalist und seit 2013 Redakteur beim WDR. Der studierte Politikwissenschaftler hat sein Volontariat bei der Nachrichtenagentur DAPD absolviert. Im Anschluss arbeitete er dort einige Jahre als Redakteur und war bei den NRW-Wahlen 2012 als Landtagskorrespondent tätig. Wolfs Schwerpunkt und Leidenschaft ist die Landespolitik. Er schreibt aber auch über internationale und überregionale politische Themen.

Der WESTDEUTSCHE RUNDFUNK (WDR) ist die größte der neun Landesrundfunkanstalten der ARD. Er entstand 1956, als sich der NWDR in den NDR und den WDR aufteilte. Die Sendeanstalt hat sechs Radioprogramme und einen Fernsehsender, zu dessen bekanntesten Programmen unter anderem das Politmagazin „Monitor“, die „Sportschau“ oder das Kinderangebot „Die Sendung mit der Maus“ gehören. Laut eigenen Angaben ist der Sender nach Anzahl der Beschäftigten das zweitgrößte Medienunternehmen Europas hinter der BBC. Laut der „Media-Analyse 2021“ erreicht der Fernsehsender des WDR in Deutschland täglich rund 8 Millionen Zuschauer:innen, der Radiosender rund 11 Millionen Zuhörer:innen. Der Webauftritt des WDR hatte im Januar 2023 laut Similarweb rund 14,3 Millionen Besuche zu verzeichnen.

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„Wie die Schule von morgen aussehen kann“

Bayerischer Rundfunk (BR), 29.10.2022 - Uta Hauck-Thum, Lea David

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Die Perspektive in 30 Sekunden

„Wir müssen Schulen gemeinsam weiterdenken“, fordert die Professorin für Grundschulpädagogik Uta Hauck-Thum. Im Interview mit Lea David für den BAYRISCHEN RUNDFUNK (BR) plädiert die Wissenschaftlerin dafür, starre Strukturen in deutschen Klassenzimmern aufzubrechen – und skizziert, wie die Schule von Morgen aussehen könnte.

Hauck-Thum hält es für wahrscheinlich, dass sich das Konzept Schule, wie wir es kennen, in den nächsten Jahrzehnten gänzlich verändern wird. Schule könne dann nicht nur innerhalb eines einzigen Schulgebäudes, sondern an ganz verschiedenen Orten stattfinden, an denen Kinder sich in unterschiedliche gemeinschaftliche Prozesse einbringen. Für den Lernprozess sei zwar weiterhin Feedback wichtig – allerdings nicht anhand einer Notenskala von eins bis sechs.

Derzeit sei noch nicht abzusehen, welche Berufe es zukünftig geben wird. „Was wir aber eben wissen ist, dass Kinder sich in einem unbestimmten Raum zurechtfinden müssen, mit Schwierigkeiten umgehen, sich gemeinschaftlich mit Problemen auseinandersetzen müssen.“ Und dafür sei es von großer Bedeutung, vor allem die Fähigkeit des kritischen und reflektierten Denkens zu fördern. Schule müsse deshalb mehr sein als ein reiner Ort der Wissensvermittlung.

Nach Hauck-Thums Dafürhalten wird die technische Ausstattung von Schulen in der öffentlichen Diskussion zu stark in den Fokus gerückt. Anstatt zu fragen, welche Geräte und Tools es brauche, müsse der gesamte Lehr- und Lernprozess komplett neu gedacht werden. „Letztendlich geht es von Anfang an darum, dass Kinder bereits in der Schule erleben, dass sie ein kreativer, gestaltender Teil einer digitalen Welt sind“, so die Professorin. Um das zu erreichen, sei es wichtig, „dass wir uns endlich gemeinsam auf den Weg machen, unser Bildungssystem ins 21. Jahrhundert zu führen“.

Anmerkungen der Redaktion

Uta Hauck-Thum ist Professorin für Grundschulpädagogik und -didaktik an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Sie beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Digitalem Lernen, unter anderem auch mit Künstlichen Intelligenzen in der Schulbildung. Sie hat Lehramt studiert und auch als Grundschullehrerin in München gearbeitet. 2008 begann sie zunächst als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am „Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur“ der LMU München, wo sie später auch promovierte. 2016 erfolgte zunächst der Ruf als Professorin an die Hochschule Salzburg, seit 2018 ist sie Professorin an der LMU München.

Lea David schreibt für den BAYERISCHEN RUNDFUNK (BR). Sie ist dort für Bürgersendungen zuständig und beschäftigt sich mit gesellschaftsrelevanten Themen wie der Legalisierung von Cannabis oder Problemen im Rettungsdienst.

Der BAYERISCHE RUNDFUNK (BR) ist die Landesrundfunkanstalt des Freistaats Bayern. Er ist Mitglied der ARD, zählt zu den öffentlich-rechtlichen Sendern und ist verpflichtet, unabhängig vom Staat und privaten Interessengruppen zu berichten. Der BAYERISCHE RUNDFUNK unterhält neben den Kultursendern BR KLASSIK, BAYERN 1, BAYERN 2 und BAYERN 3 unter anderem den Nachrichtensender B24 und den Jugendsender PULS. Seit dem 01. Februar 2021 ist Dr. Katja Wildermuth die Intendantin des BR. Sie übernahm den Posten von Ulrich Wilhelm. Der BAYERISCHE RUNDFUNK betreibt unter anderem die BR KULTURBÜHNE, ein digitales Angebot, das während der Corona-Pandemie ins Leben gerufen wurde. Die Idee war, Künstlerinnen und Künstlern trotz des Lockdowns eine Bühne zu geben; also Theateraufführungen, Konzerte und Lesungen auf der BR KULTURBÜHNE live zu streamen. Seither betreibt die BR KULTURBÜHNE außerdem Kultur- und Medienberichterstattung. Dem BR wurde vereinzelt vorgeworfen, nicht dauerhaft politisch unabhängig zu berichten: So durfte beispielsweise der jetzige bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) 2015 in der Vorabendsendung „Dahoam is dahoam“ unwidersprochen das Parteiprogramm der CSU loben.