Grafik mit sitzenden Menschen über denen sich Sprechblasen befinden, daneben eine Gruppe stehender Menschen, die demonstrieren.

Jugendbeteiligung

Jugendliche haben zwar kein Wahlrecht. Doch viele engagieren sich für gesellschaftliche Ziele und nehmen so Einfluss auf das politische System. Formate der Jugendbeteiligung machen es jungen Menschen möglich, ihre Meinung zu sagen und Politik zu beeinflussen.

Jugendbeteiligung im Überblick

Chancen
Formen
Projekte und Anlaufstellen

Welche Chancen bietet Jugendbeteiligung?

Kinder und Jugendliche haben kaum Möglichkeiten, auf politische Prozesse einzuwirken. Die wichtigste Einflussmöglichkeit in unserer Demokratie ist die Teilnahme an Wahlen – doch die ist den Erwachsenen vorbehalten. Ausnahme sind in vielen Bundesländern - auch in Nordrhein-Westfalen - Kommunalwahlen, in denen Jugendliche schon ab 16 Jahren wählen dürfen. In einzelnen Bundesländern gilt auch bei Wahlen auf Landesebene das Wahlrecht ab 16.

Recht auf Partizipation

Es gibt seit einigen Jahren verstärkt eine Diskussion über Kinderrechte. Dazu gehören auch breite Beteiligungsrechte.  Nach jahrelangen Diskussionen über die Kinderrechtskonvention der UN ist die Bundesregierung nun dafür, die Kinderrechte ins Grundgesetz aufzunehmen.

Darüber hinaus gibt es verschiedene Formen der Jugendbeteiligung. Sie bieten die Chance, die Sichtweise von Kindern und Jugendlichen in die Politik einfließen zu lassen. Davon profitieren nicht nur die Jugendlichen selbst, sondern die gesamte Gesellschaft. Denn auf diese Weise machen Jugendliche die Erfahrung, dass ihre Meinung gehört wird und dass sie Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen können.

Solche Erfahrungen bieten die Chance, „Demokratie zu lernen“. Formate der Jugendbeteiligung fördern die Fähigkeiten, sich mit politischen Fragestellungen auseinanderzusetzen und die eigene Meinung zu artikulieren – aber auch, die Meinung von anderen anzuhören, sich in politischen Diskussionen auszutauschen und Kompromisse zu schließen. Damit werden grundlegende demokratische Werte wie Mitsprache, Gleichheit und Toleranz vermittelt.

Damit die Potenziale von Jugendbeteiligung ausgeschöpft werden können, sollten allerdings einige mögliche Herausforderungen im Blick behalten werden. Bei der Umsetzung von projektorientierten Ansätzen von Jugendbeteiligung gilt es beispielsweise deren Nachaltigkeit zu prüfen. Wird die Meinung von Jugendlichen nur zu einem bestimmten Projekt eingeholt und machen sie anschließend erneut die Erfahrung, dass sie kaum Einfluss nehmen können, kann dies möglicherweise frustrierend und damit kontraproduktiv sein. Deswegen sollten auch Einzelprojekte die langanhaltenden Wirkungen mitdenken.

Eine Herausforderung im Hinblick auf repräsentative Formen der Jugendbeteiligung ist - ähnlich wie in unseren Parlamenten - die Einbeziehung unterschiedlicher Gruppen. Oft können mit solchen Formaten nicht alle Jugendlichen erreicht und damit repräsentiert werden. Insbesondere für bildungsferne Jugendliche, aber auch Mädchen gibt es Hürden. Auch Jugendliche aus ländlichen Regionen haben oft weniger Möglichkeiten, an solchen Formaten teilzunehmen. Überlegungen zum Umgang mit diesen Herausforderungen sollten daher in die Konzeption von Formaten miteinfließen, um die Chancen und Vorteile von Jugendbeteiligung optimal zu nutzen.

Welche Formen von Kinder- und Jugendbeteiligung gibt es?

Jugendliche sind verschieden, und auch die Bedingungen für eine Beteiligung können ganz unterschiedlich sein. Gleichzeitig gibt es verschiedene Formen der Beteiligung. Die Übersicht erklärt die wichtigsten. Einen guten Überblick bietet auch die Servicestelle für Kinder- und Jugendbeteiligung NRW.

Die Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche beginnen in der Schule: Hier wählen Kinder und Jugendliche Klassensprecher:innen und organisieren sich in Schülervertretungen. Durch diese sind sie auch in den Fachschafts- und Lehrerkonferenzen beteiligt.

Außerhalb der Schule kann es offene Beteiligungsformen und projektbezogene Formate geben. Zu den offenen Formen zählen zum Beispiel Kinder- und Jugendforen, bei denen Kinder und Jugendliche nach ihren Meinungen und Ideen gefragt werden. Solche Foren finden oft im Rahmen politischer Prozesse statt, ihre Ergebnisse fließen in die Entscheidungsfindung der Politik ein. Neben offenen Formaten gibt es die projektbezogene Beteiligung von Jugendlichen. Dabei geht es um ihre Meinung zu konkreten Vorhaben.

Bei repräsentativen Formen der Kinder- und Jugendbeteiligungen wie Kinder- und Jugendparlamenten oder auch Jugendräten ähnelt die Beteiligung der Arbeit der bekannten politischen Institutionen. Kinder und Jugendliche haben hier die Möglichkeit, ihre eigenen Vertreterinnen und Vertreter zu wählen. Jugendparlamente gibt es oft auf kommunaler Ebene. Wie in den Parlamenten der Erwachsenen diskutieren die jungen Abgeordneten dann für eine bestimmte Wahlperiode ihre Anliegen, können in einem bestimmten Rahmen Entscheidungen treffen und diese an die Kommunalpolitik weitergeben. In NRW gibt es zahlreiche Kinder- und Jugendgremien. Der Kinder- und Jugendrat NRW ist ihre Dachorganisation.

Jugendverbände sind eine Form von Selbstorganisation von Jugendlichen. Dort können sie sich langfristig für ihre eigenen Interessen engagieren. Die Jugendringe vertreten die Jugendverbände auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene und setzen sich für die Interessen junger Menschen ein. Zu ihren Themen zählen auch grundlegende gesellschaftliche Fragen wie der Umgang mit Kinderarmut, Inklusion oder Ausbildungsmöglichkeiten.

Mit der Digitalisierung eröffnen sich neue Möglichkeiten für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. Bei digitalen Beteiligungsformaten können Jugendliche ihre Meinung zum Beispiel mithilfe von Apps einbringen. Mehr darüber erfahren Sie auch in unserem Ratgeber zum Thema Online-Beteiligung.

Lesetipps

Beteiligungsformen. Servicestelle für Kinder- und Jugendbeteiligung NRW
zur Servicestelle für Kinder- und Jugendbeteiligung NRW

Jugendbeteiligung – Chance für die Bürgergesellschaft. Von Reinhard Fatke und Martin Biebricher
zum Beitrag auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung

Projekte und Anlaufstellen

An vielen Orten und auf verschiedenen politischen Ebenen gibt es praktische Projekte der Jugendbeteiligung. Außerdem gibt es Verbände, sie sich für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen einsetzen. Die Übersicht nennt ausgewählte Projekte und Anlaufstellen.

Kinder- und Jugendbeteiligung in NRW

In über 100 Städten und Gemeinden in NRW können Kinder und Jugendliche bei Jugendthemen mitbestimmen – ob als regelmäßiges Jugendforum, Jugendparlament, Kinder- und Jugendrat oder Jugendbeirat. Einen Überblick über diese Kinder- und Jugendgremien bietet die Karte der Servicestelle für Kinder- und Jugendbeteiligung NRW.

Zur Karte der Servicestelle

Im Rahmen der Reihe Europateam NRW wird ein Planspiel angeboten, das eine Sitzung des Europäischen Rates nachstellt. Während der Sitzung beraten die Teilnehmenden über die Flüchtlingspolitik. Sie schlüpfen in die Rollen der Staats- und Regierungsoberhäupter sowie der Innenministerinnen und Innenminister von verschiedenen europäischen Staaten. Vertreten sind auch EU-Ratspräsident:in sowie EU-Innenkommissar:in und Präsident:in der Europäischen Kommission. Alle gemeinsam müssen versuchen, trotz unterschiedlicher Positionen zu einer gemeinsamen Politik zu gelangen.

Das „Europateam NRW“ kommt jedes Jahr im Rahmen der Europawoche in die Schulen. Außerdem können auch Projekttage gebucht werden.

Kommunale Jugendringe bündeln die Jugendverbände und Jugendorganisationen vor Ort. Sie haben vom Gesetzgeber den Auftrag, die Interessen von Kindern und Jugendlichen in Politik und Gesellschaft zu vertreten.

Zur Übersicht aller Stadt- und Kreisjugendringe auf der Website des Landesjugendrings NRW

Im Landesjugendring NRW haben sich 25 Jugendverbände zusammengeschlossen. Ihr Ziel ist es, die Interessen junger Menschen gegenüber Politik und Öffentlichkeit zu vertreten. Der Landesjugendring informiert über Jugendpolitik und -beteiligung. Außerdem bietet er Informationsveranstaltungen sowie Bildungsprojekte an. Dazu gehören zum Beispiel Projekttage des Netzwerks für Demokratie und Courage NRW.

Zur Website des Landesjugendring NRW

Einmal pro Jahr kommt für drei Tage der Jugend-Landtag zusammen. Dann sitzen Jugendliche auf den Plätzen der Abgeordneten im Parlament. Die erwachsenen Abgeordneten suchen dafür jeweils eine Person zwischen 16 und 20 Jahren aus, die sie „vertritt“. Bei Fraktionssitzungen, Anhörungen und einer Plenardebatte lernen sie die Arbeit des Landtags kennen. Die Beschlüsse der Jugendlichen werden den erwachsenen Abgeordneten übergeben.

Zum Jugend-Landtag auf der Website des Landtags NRW

Der Kinder- und Jugendrat NRW ist die offizielle Landesvertretung aller Kinder- und Jugendgremien in Nordrhein-Westfalen. Im Rat tauschen sie sich aus, vernetzen sich und entwickeln gemeinsame Positionen. Jedes kommunale Kinder- und Jugendgremium, das bei sich vor Ort Kinder- und Jugendpartizipation betreibt, kann Delegierte in die Sitzungen des Kinder- und Jugendrats NRW entsenden.

Zur Website des Kinder- und Jugendrats NRW

Der Deutsche Bundesjugendring ist die Vertretung der Bundesjugendringe auf nationaler Ebene. Dazu gehören neben den 16 Landesjugendringen auch 28 weitere Jugendverbände, zum Beispiel Jugendverbände von Naturschutzorganisationen und Kirchen. Gemeinsam formulieren die Verbände Positionen zu Themen, die aus Sicht junger Menschen wichtig sind. Der Deutsche Bundesjugendring beteiligt sich außerdem an konkreten Projekten, wie zum Beispiel dem europäischen Jugenddialog.

Zur Website des Deutschen Bundesjugendrings

Auf europäischer Ebene gibt es den sogenannten „Jugenddialog“. Dabei tauschen sich junge Menschen mit Politikerinnen und Politikern aus. Dazu werden EU-Jugendkonferenzen, europaweite Umfragen, aber auch Projekte innerhalb der nationalen Jugendverbände oder in den Kommunen vor Ort organisiert. Im Jugenddialog steht für 18 Monate ein Thema im Mittelpunkt. Dieser Zeitraum wird als Zyklus bezeichnet. Der mittlerweile 8. Zyklus des Jugenddialogs läuft vom 1. Juli 2020 bis 31.Dezember 2021 und steht unter dem Motto „Europe for YOUth – YOUth for Europe: Raum für Demokratie und Beteiligung“. Ziel ist, die demokratische Beteiligung und Autonomie junger Menschen zu stärken und eigene Jugendbereiche in allen Teilen der Gesellschaft schaffen.

Zur Website des Europäischen Jugenddialogs

Clip: Der EU-Jugenddialog

Das Video erklärt, was der EU-Jugenddialog ist und wie junge Menschen ihre Ideen in die politischen Prozesse einbringen können.

Zum Erklärvideo auf dbjr.de